01. Mai 2014

Ein hölzerner Weg durch einen Mangrovenwald, dann eine Plattform über dem Meer. Ein Globus aus Metall, die malaysische Flagge, und ein Schild  „Glückwunsch! Du stehst jetzt an der südlichsten Spitze des asiatischen Festlandes!“

Vor knapp 10 Tagen bin ich in Kuala Lumpur aufgebrochen und wie erwartet geht es mir besser seit dem ich wieder unterwegs bin. Neue Erlebnisse, neue Herausforderungen, neue Begegnungen jeden Tag lassen nicht viel Zeit zum traurig sein oder einsam fühlen.

Hier an der Südspitze Malaysias, dem Ende des asiatischen Festlandes, wird mir bewusst was für einen weiten Weg ich gekommen bin. Ich war noch nie so weit von Deutschland entfernt, noch nie so lange weg. Fast 2 Jahre bin ich unterwegs, gute 27.000 km habe ich auf dem Rad zurückgelegt.

Immer noch die negativen Gefühle aus Kuala Lumpur im Herzen, überlege ich, wie es wäre hier einfach aufzuhören. Ich könnte an einem Tag nach Singapur radeln, einen Flug buchen und die gesamte Strecke, welche ich in 2 Jahren geradelt bin, in wenigen Stunden zurücklegen. Es wäre so einfach, vielleicht zu einfach für mich. Ich wäre zu Hause oder dort wo einmal mein zu Hause war, könnte mich von meiner Mutter bekochen lassen, meinem Vater im Garten helfen. Meine Geschwister wiedersehen, Freunde besuchen. In diesem Moment habe ich ein wenig Heimweh.

Doch es ist keine wirkliche Entscheidung die ich treffen muss. Sobald ich aufs Meer hinaus schaue, die ersten indonesischen Inseln sehe, mir vorstelle wie es dort wohl ist, wie die Menschen dort leben, was für neue Abenteuer mich erwarten, dann weiß ich, dann fühle ich, diese Reise ist noch nicht zu Ende. Es ist noch nicht an der Zeit zurückzukehren.

Nach dem Besuch an der Südspitze bin ich bereit Malaysia zu verlassen. Heute noch. Ich radel die 20 Kilometer nach Pontian, kaufe ein Fährticket, lasse meinen Pass stempeln und verlade mich und mein Rad auf eine Fähre nach Indonesien.