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Indonesien: Ramadan im Froghouse

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Yogyakarta, Juni 2014

Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und Fastenmonat der Muslime. Der Koran schreibt vor, dass von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang keine Speisen und Getränke konsumiert und keine Zigaretten geraucht werden dürfen. Geschlechtsverkehr und Trunkenheit sind ebenso verboten. Am Ende des Ramadans findet das Fest des Fastenbrechens, Eid al-fitr statt, nach dem Opferfest Eid Al-Adha der wichtigste Feiertag der Muslime.

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photo by Viga

 

Ich bin im Froghouse und meine Freunde hier fasten. Nicht nur strenggläubige Muslime fasten, sondern jeder. Einfach weil es Tradition ist und seit Kindesalter so gelernt wurde. Ich beschließe, es auch auszuprobieren.

Der erste Tag ist hart, schon um 12 Uhr mittags habe ich so richtig Hunger. Aber noch schlimmer ist der Durst. Mein Mund ist trocken, seit der letzten Nacht habe ich nichts mehr getrunken. Hier in Indonesien ist fastenbrechen um 17:30, wenn die Sonne untergeht, ich muss also noch ein paar Stunden aushalten.

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Das Hungergefühl geht irgendwann vorbei, aber der Durst bleibt. Zum Glück ist es heute nicht so heiß und ich mache auch nichts anstrengendes. Um 16 Uhr dann beginnen die Vorbereitungen für das fastenbrechen. Es wird gekocht und oft werden Freunde eingeladen. Ein großer Tisch wird gedeckt, Essen und Getränke werden vorbereitet. Es gibt einen Kokosnussdrink und Fruchtsäfte. Die Zeit vergeht langsam, alle sind hungrig und durstig und warten auf das Zeichen des Muezins. Dann, kurz nach halb sechs, das erlösende Signal, „Allahu akbar“ (Gott ist grossartig) kling es von der Moschee und jeder füllt schnell sein Glas und trinkt.

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Ahhh, wie köstlich. Ich merke wie die Flüssigkeit meine Kehle hinunterfließt und sich im ganzen Körper auszubreiten scheint. Gierig trinke ich schnell ein zweites Glas. Dann wird gegessen, Reis natürlich, frittiertes Gemüse und Tofu, Wassermelone und noch ein paar mehr Speisen. Keine fünf Minuten später ist mein Teller leer, dafür ist mein Bauch voll und schmerzend. Die anderen lachen, „Nicht so schnell, nicht so viel auf einmal essen“ , „Fang langsam an, du hast die ganze Nacht Zeit um zu essen“.

Im Ramadan ändern viele Menschen ihren Tagesrhytmus und verlagern Aktivitäten in den Abend oder die Nacht. Hier im Froghouse sieht das so aus:

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Meine Freunde essen nochmal gegen Mitternacht, gehen dann schlafen oder bleiben gleich bis drei Uhr nachts wach. Dann ist Zeit für Sahur, die letzte Mahlzeit bevor Sonnenaufgang. Schon ab zwei Uhr tönt es von den Moscheen „Sahur, Sahur, Sahur“ damit niemand vergisst zu essen. Diese letzte Mahlzeit soll nicht nur für den Tag reichen, sondern laut dem Koran bitten die Engel für jemanden der diese Mahlzeit einnimmt, automatisch bei Gott um Verzeihung für seine Sünden.

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Nach dem Essen sollen vier Becher Wasser getrunken werden, damit es für den Tag reicht. Dann wird geschlafen. Lange schlafen ist sinnvoll, dann ist es nach dem aufwachen nicht mehr so lange bis zum fastenbrechen.

Für mich ist es das einfachste auch zu fasten und mich dem Rhythmus anzupassen. Ich möchte nicht tagsüber essen während meine Freunde fasten und es ist auch nicht so einfach offene Restaurants zu finden.

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Der zweite Tag ist leichter als der erste. Ich schlafe viel und die Zeit vergeht schnell. Es verbindet irgendwie, gemeinsam auf den Zeitpunkt zu warten bis Essen und Trinken erlaubt ist und ich merke wie toll und wichtig doch trinken und essen ist.

Von Tag zu Tag fällt es leichter. Ich mache aber auch nichts anstrengendes tagsüber. Wenn ich radfahren würde, oder früh aufstehen und den ganzen Tag arbeiten müsste, wäre es deutlich schwieriger oder sogar unmöglich zu fasten.

Am Anfang hatte ich Angst abzunehmen, aber eher das Gegenteil ist der Fall. Viele Leute nehmen während des Ramadans sogar zu. Es wird halt einfach nur in der Nacht gegessen anstatt am Tag und häufig auch größere Portionen.

Eine Woche lang faste ich, dann habe ich genug und kehre zum normalen Rhythmus zurück. Was bleibt ist die Erkenntnis – Essen und besonders trinken ist so wichtig für uns, doch meistens schenken wir unseren Mahlzeiten viel zu wenig Aufmerksamkeit.

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