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„Pakistan? Ist das nicht gefährlich?“ Vielleicht ein wenig, zumindest wen man von Iran über Land einreist. Schon im Iran, 400 km vor der Grenze, werde ich von der Polizei gestoppt, und erst nach einer langen Diskussion darf ich weiterfahren. Allerdings begleitet von einem Polizeiauto, welches im Abstand von 10 Metern hinter mir her fährt. Nach ein paar Stunden wird es den Polizisten zu langweilig. Sie laden mein Rad auf einen Pickup, und bringen mich zum nächsten Polizeiposten. Dort wieder eine Diskussion, eine Stunde warten, bis ein Militärjeep mit 4 Soldaten kommt; Ich und mein Rad werden umgeladen. So geht es weiter bis Zahedan, der letzten großen Stadt vor der pakistanischen Grenze. Ich werde zu einem Hotel begleitet, und am nächsten Morgen steht bereits die Polizei vor der Tür und wartet auf mich. Die letzten hundert Kilometer zur Grenze bekomme ich kein Fahrzeug, ich muss mit einem Soldaten von Checkpoint zu Checkpoint trampen, es dauert den ganzen Tag.
Die Überquerung der Grenze ist einfach. Auf iranischer Seite ein großes Grenzgelände, eine riesige Halle mit Gepäckband und Durchleuchtungsmaschine wie an einem Flughafen, doch kaum Leute sind zu sehen. Ich bekomme meinen Ausreisestempel in den Pass, dann geht es, immer noch in Begleitung von einem Soldaten, durch ein unscheinbares Metalltor, und ich bin in Pakistan. Eine kleine Hütte beherbergt das Passbüro, daneben ein Haus mit einem Schild „Customs“. Ein Polizist steht auch schon bereit, um mich zur Wache zu bringen. Dort muss ich mich, wie jeder Ausländer, in ein Buch eintragen, bekomme einen Soldaten als Bewachung mit, und laufe ins Dorf.
Ich sitze im Bus nach Quetta. Neben mir ein siebzigjähriger Soldat mit Maschinengewehr, zu meiner Sicherheit. In dieser kargen Wüstenregion haben verschiedene Stämme das Sagen, der Einfluss der Regierung ist begrenzt. Es ist nachts, die Strasse ist in katastrophalem Zustand doch der Fahrer denkt gar nicht daran langsam zu fahren. Ich nicke ein, bis mich jemand unsanft an der Schulter rüttelt. Eine Taschenlampe blendet mich und eine Stimme brüllt “Ah Tourist”. Der Soldat ist verschwunden, statt dessen steht ein Mann im Bus, die traditionelle lange Kleidung an, um den Kopf und Gesicht ein Tuch gewickelt, eine Kalaschnikow baumelt locker von seiner Schulter. Die Musik, die während der Fahrt ohne Pause und in voller Lautstärke aus einem alten Lautsprecher rasselte, ist verstummt. Auch die anderen Passagiere sind still und schauen mich an. “Passport”, brüllt der Mann. Ich finger nervös meinen Pass aus der Tasche und reiche ihn hinüber. Der Mann schlägt ihn auf, falschrum, und ruft “Name?”-“Florian”, “Fathers name?” – “Schmale”. Er blickt mich eine Weile ein, reicht mir meinen Pass zurück und steigt aus. Auch in den Gesichtern der anderen Passagiere meine ich Erleichterung zu erkennen.
Von Quetta geht es, wieder mit dem Bus, weiter nach Multan. Die Veränderung der Landschaft könnte drastischer nicht sein: Von der kargen und tristen Wüstenlandschaft geht es ins fruchtbare Industal. Überall grüne Felder, Flüsse, Vogelschwärme, Frauen in bunten Kleidern und Männer in langen Gewändern wuseln umher. Nach den letzten Wochen ist dies ein komplett neuer Anblick für mich, und ich drücke meine Nase am Busfenster platt bis es draussen stockdunkel ist.
Von Multan an darf ich endlich wieder Fahrrad fahren.
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