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Ankunft in Indien

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Die Einreise nach Indien war relativ einfach. Ich passierte das Tor wo am Tag vorher die Grenzschließungszeremonie stattgefunden hatte, machte ein letzes Foto mit einem pakistanischen Soldaten und seinem Sprengstoffhund, überquerte die Linie und war in Indien. Aber von dem Tor zum indischen Grenzposten waren es noch 2 Kilometer durch eine Egend voll von Stacheldraht und Wachtürmen. Die Grenze ist weit davon entfernt überlaufen zu sein. Ich war die einzige Person die nach Indien wollte und die Formalitäten waren schnell erledigt. “Warte”, sagte die gelangweilte Frau hinter dem Schalter, als ich gerade gehen wollte. “Wir müssen deine Taschen checken.”

First step in India
Erster Schritt in Indien

Wow, das war etwas neues für mich. An allen Grenzen die ich überquert hatte wurden nie meine Taschen durchsucht. Manchmal wurde ich gefragt was denn da drin ist, und an den Grenzen zu Irak, Iran und Pakistan deutete ich jedesmal auf meine Wasserflaschen und sagte “Whiskey”. Dann lachten die Soldaten und es war ok.

Also diese mal war das erste mal und sie meinten es ernst. Ich musste meine Taschen auf eine dieser Durchleuchtungsmaschinen packen und bereitete mich schonmal darauf vor mein gesamtes Gepäck auszupacken. Meine ganzen Werkzeuge, die Ersatzteile fürs Rad, der Benzin-kocher, das musste doch aussehen wie eine Bombe oder sowas. Doch der Typ hinter dem Monitor hatte nur Augen für sein Handy, und schaute garnicht hin.

“Wilkommen in Indien” sagte ich zu mir selbst und fing an zu radeln. In Amritsar, der ersten Stadt nach der Grenze, sah ich die Unterschiede zu Pakistan. Das Verkehrsaufkommen war doppelt so hoch, der Lärm auch, aber was mir am meisten auffiel waren die Frauen. Frauen ohne Kopftuch, Gruppen von Schulmädchen in Uniform, ihre langen schwarzen Haare zu Zöpfen gepflochten, Frauen die Motorroller und Autos fahren, Frauen mit Sonnebrille und engen Hosen. Nach 5 Monaten in islamischen Ländern war dieser Anblick ungewohnt aber durchaus erfreulich.

the golden temple in amritsar
Der goldene Tempel in Amritsar

Amritsar ist berühmt für den goldenen Tempel. Es ist das Heiligtum der Sikhs und viele Pilger kommen von überall hierher. Der Tempel selber steht in einem Wasserbecken und man sagt das Dach besteht aus 750 kg purem Gold. Ich sah Frauen die den Boden küssten, Leute in dem heiligen Wasser des Beckens ein Bad nehmen, und überall betende Menschen mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Über der ganzen Szenerie war das Singen der Priester zu hören, welches über Lautsprecher ausdem inneren des Tempels übertragen wird. Dies war wirklich etwas anders als die ganzen Moscheen die ich in den letzten Monaten gesehen hatte.

The Sikhs wear turbans and long beards
Die Sikhs tragen Turban und haben lange Bärte

Ich schaute mir das alles mit Verwunderung an und lief um den Tempel. In diesem Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich nur 2 Tage später das gleiche machen würde wie all die Gläubigen, aber in einem kleineren Tempel: Ich würde meinen Kopf bedecken, meine Füße waschen, den Türrahmen des Tempels berühren und vor dem Guru niederknien…

An dem Tag wurde ich von der Dunkelheit überrascht, es gab kein Hotel in der Nähe und ein alter Mann gab mir den Tip zum gurduwala, einem Tempel der Sikhs zu gehen. Weil die Sikhs an die Gleichheit aller Lebewesen glauben geben sie jedem Essen und einen Platz zum schlafen.

women in the temple preparing food
Frauen im Tempel bereiten Brot zu

Indischer Punjab

Die nächsten Tage fuhr ich durch den indischen Punjab, und natürlich erregte ich viel Aufsehen mit meinem Fahrrad, aber eine Sache war anders als in den Ländern vorher. Die Menschen hier waren vorrangig an meinem Rad interessiert. Wenn ich also anhielt versammelten sich schnell viele Menschen um mein Rad, aber ich konnte in Ruhe meinen Tee genießen und die Menschen anschauen wie sie mein Rad anschauten. Fast niemand fragte mich etwas, sie starrten nur mein Rad an, probierten die Klingel aus und fingerten überall herum.

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Der Eingang zum Fort in Jaisalmer

Schließlich erreichte ich Jaisalmer, einen der touristischen Spots in Rajasthan. Ein großen Sandsteinfort ist die Hauptattraktion, umgeben von Gästehäusern und Hotels mit “Dachterasse” und Reiseagenturen die einem Kamel- oder Jeeptouren in die Thar-Wüste verkaufen wollen. Im Fort selber sind jede Menge Handerks- und Souvenirshops die alle auch Klopapier und importierte Zigaretten für die vielen westlichen Touristen verkaufen. Dieses ganze “Tourismus-Ding” war neu für mich, schon am ersten Tag in Indien, in Amritsar, hatte ich mehr Touristen gesehen als in den gesamten 3 Monaten vorher.

handicrafts are sold everywhere
Handwerkskunst wird überall verkauft

Ich wanderte also durch die engen Gassen des Forts, zusammen mit andern Touristen (Indischen und ausländischen), Anwohnern und Kühen, und schaute all die schönen Dinge in den Läden an, ohne das Bedürfnis zu haben etwas kaufen zu wollen. Auch das Essensangebot war groß: Chinesisch, Tibetisch, Italienisch und natürlich indisches essen aus dem ganzen Land war verfügbar, aber die Preise betrugen das doppelte oder sogar dreifache von dem, was ich die Tage vorher in den einfachen Restaurants neben der Straße bezahlt hatte. Fruchtsäfte und Milkshakes überall, ich kann immer noch nicht sagen ob ich es mochte oder nicht – es war einfach etwas komplett anderes für mich in dem Moment, eine neue Erfahrung.

Ich entschloss mich in die Wüste zu fahren. Aber nicht auf einem Kamel oder in einem Jeep, was von nahezu jedem in Jaisalmer organisiert werden kann. Ich wollte mit meinem Fahrrad in die Wüste fahren.

rajblog16

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