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Gottes eigenes Land

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Gottes eigenes Land

Das ist der Spruch des Kerala Tourism Departments. Kerala ist der südlichste Bundesstaat Indiens an der Westküste, 30 Millionen Menschen leben hier auf einem Gebiet welches 10 mal kleiner ist als Deutschland. Kerala hat den höchsten Alphabetisierungsgrad in Indien (90%) und den höchsten Alkoholkonsum pro Kopf.

Ich konnte es kaum erwarten endlich das Meer zu erreichen, nachdem ich ein paar Monate durch Landschaften voller Wüsten und Berge gefahren war. Ich fragte die Menschen nach einem schönen Strand: “Ettikulam beach, fantastisch. 15 Kilometer nur. Dort entlang.” sie hatten mir nicht gesagt, das dort ein riesiger Berg zwischen mir und dem Strand lag, und als ich endlich Ettikulam, ein kleines Fischerdorf, erreichte, war es schon dunkel.

Ich fuhr direkt zum Strand, sah die Sterne zwischen den Palmen glitzern, fühlte den Sand unter meinen Füßen und hörte die Musik des Meeres.

Ich baute mein Zelt auf, aber wie die Nacht in der Wüste schlief ich nicht viel. Aus dem Zelt heraus sah ich das Wasser näher und näher kommen, hörte das Geräusch der Wellen wenn sie am Strand brachen, und das zischende Geräusch wenn das Wasser über den Sand lief. Ich sah kleine Krabben von links nach rechts rennen, sie versuchten etwas Futter aus dem Wasser zu ergattern ohne dabei ins Meer gezogen zu werden. Es war eine magische Nacht.

 

camping at ettikulam beach
zelten direkt am meer, ettikulam beach

 

Am nächsten morgen ging die Sonne auf und es wurde schnell heiß im Zelt. Ich wachte auf, sprang aus dem Zelt und lief direkt ins Wasser. Ein paar Fischerleute sahen mir erstaunt zu.

Unter den Palmen spielten ein paar Kerle Domino, und sie luden mich für den Abend ein. Ich hatte fast vergessen das Silvester war und sie planten eine kleine Party am Strand. Einer der Jungs fragte mich flüsternd, was ich lieber trinken würde, Whisky oder Brandy?

my new years friends
Neue Freunde im neuen Jahr

 

Es war ein muslimisches Dorf und die jungen Leute versicherten mir, nur zu besonderen Gelegenheiten zu trinken. Leider halten es viele der alten Leute anders. Überall in Kerala wo ich an den Strand ging und den Leuten, meistens Fischer, in die Augen schaute, waren sie rot und glasig und ich konnte den Alkohol riechen.

Manchmal in den Dörfern sah ich eine große Menschenmenge vor einem Laden: Es war entweder der liquid store, wo man billigen Alkohol kaufen kann, oder der Laden wo arme Leute Reis- und Mehlrationen von der Regierung bekommen.

Obwohl Kerala zu den reicheren Gegenden Indiens zählt, sind viele Leute hier arm. Es dauerte eine Weile bis ich das bemerkte, denn ich sah nicht so viele Bettler oder Leute die auf der Straße schlafen. Viele Leute hier haben sogar ihr eigenens Haus, aus Steinen oder Beton gebaut, aber das bedeutet nicht dass sie nicht arm sind. Es gibt keine Möglichkeit zu arbeiten, irgendwie Geld zu verdienen um die Familie zu ernähren und leider investieren manche Männer alles Geld was sie irgendwie bekommen in Alkohol.

Die Familien die mehr besitzen senden ihre Kinder auf Privatschulen und Privatuniversitäten, und dann nach Dubai oder Oman zum arbeiten. Das Geld was sie nach Hause schicken ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Kerala.

Ein anderer Faktor ist der Tourismus. Nicht nur Ausländer, auch viele Inder kommen nach Kerala um die Strände zu sehen, die backwaters, hillstations und Teeplantagen in den Bergen. Und natürlich die vielen wichtigen religiösen Pilgerstätten.

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