Es ist Zeit aufzuholen und diesen Blog ein wenig auf den neuesten Stand zu bringen, zumindest auf den Stand von April 2013.
Ich machte eine Pause vom radfahren und lebte fast 2 Monate in Auroville. Ich durfte mein Zelt in einem Bambuswald aufschlagen, auf einer kleinen Farm mit dem Namen „Infinity“ (Unendlichkeit). Ein einfaches und sorgenfreies Leben führte ich dort. Nah zur Natur, ohne Strom, ohne fließend Wasser, gekocht wurde auf dem Feuer. Es ist ein kleines Paradies dort, aber diese Geschichte möchte ich ein anderes mal erzählen.
Ich entschloss mich von Chennai im Süden nach Kalkutta im Norden einen Zug zu nehmen und hatte Glück dass ich direkt ein Zugticket für den nächsten Tag bekam. Normalerweise sind die Plätze auf Strecken wie dieser wochenlang im vorraus ausgebucht. Und ich schaffte es auch mein Rad in den selben Zug zu bekommen wie mich, aber es war nicht einfach: Der Mann am Gepäckschalter sagte mir am Tag vorher: „Kein Problem, komm morgen einfach mit deinem Rad um 16 Uhr“, der Zug sollte um Mitternacht abfahren.
Also ging ich am nächsten Tag um Punkt 16 Uhr zum Gepäckschalter und mir wurde gesagt es sei viel zu früh, ich solle um 19 Uhr wiederkommen. Um 19 Uhr sagte man mir, „Es ist viel zu spät, warum kommst du erst jetzt. Dir wurde gestern doch gesagt du sollst um 16 Uhr hier sein.“ Der unfreundliche Southindian Railway Angestellte wollte mir nicht helfen, auch mein Angebot eine großzügige Extra-Gebühr zu bezahlen konnte ihn nicht umstimmen. „Lass dein Rad einfach hier stehen, vielleicht ist nächste Woche Platz in einem Zug.“
Das war natürlich keine Option für mich, aber ich hatte gelernt, für jedes Problem gibt es eine Lösung. Schließlich schaffte ich es, zusammen mit einem freundlicheren Kofferträger, mein Rad in den letzten verfügbaren Platz eines Gepäckabteils zu quetschen.
Einen kurzen Eindruck von der 30-stündigen Zugfahrt kannst du hier bekommen. Ich kann nur sagen: Es war heiß, es war überfüllt, es war anstrengend.
Ich überlebte die Zugfahrt und auch mein Fahrrad war noch an Ort und Stelle im Gepäckwagen.
In Kalkutta ging ich zur Botschaft von Bangladesch und bekam ohne Probleme ein Visum für 15 Tage. Mein nächstes Ziel war festgelegt – Bangladesch.
Doch erstmal ein paar Fotos aus Kalkutta:
Am ghat
Kalkutta – wie jede große indische Stadt ist es ein einziges Chaos von Menschen, Autos, Bussen, Fahrrädern, Kühen, Hühnern und allem möglichen. Doch in der Mitte der Stadt, direkt an der Howrah Brücke, gibt es ein kleines ghat direkt am Fluss Hoogly. Das langsam fließende Wasser verschluckt den Lärm der Stadt und ein kleiner Hindu Tempel bietet die Möglichkeit die Götter zu loben.

Die Menschen hier – oft die ärmsten der Armen- kommen hierher um zu baden, ihre Anziehsachen zu waschen oder einfach nur die Zeit zu vertreiben. Zwei Kinder fischen mit einem Magneten im Wasser nach Münzen, welche gläubige Hindus dort hineinwerfen als Gabe an die Götter.

Diese Menschen haben nichts zu tun, nichts zu erwarten, keine Arbeit, keinen Platz wo sie hingehören, sie warten einfach nur dass die Zeit vergeht.
Aber vielleicht ist es genau dieser Umstand, der die Atmosphäre am ghat sehr friedlich und ruhig sein lässt. Es scheint weit entfernt von dem Rest von Kalkutta, aber es ist nur ein paar Stufen abwärts.