Meghalaya, einer der Sieben-Schwestern-Staaten in Indien, Mai 2013
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An einem Tag hatte ich einen Mann getroffen, der mir folgende Geschichte über Cherrapunjee erzählte: Als die Briten den Indischen Subkontinent überfielen, bildeten sie einen ihrer ersten Außenposten in Cherrapunjee, weil es auf einem Plateau liegt, von wo man eine gute Aussicht über die Ebene hat, was heute Bangladesch ist. Weil es aber so viel regnete, wurden viel Soldaten depressiv und brachten sich um, so dass die britische Armee gezwungen war, ihr Lager in eine klimatisch begünstigtere Gegend zu verlegen.
Ich fuhr durch eine Landschaft welche irgendjemand „Schottland des Ostens“ genannt hat – tiefe Täler, hohe Ebenen, Nebel und Wolken und ein feuchtes Klima.
Gegen Abend erreichte ich Cherrapunjee, und beschloss zum Nohkalikai -Wasserfall zu fahren (der anscheinend der viert höchste der Erde ist). Ich kam gerade noch rechtzeitig, um den Wasserfall hinter dicken Wolken verschwinden zu sehen. Ich machte ein Foto neben dem „Regenreichster Platz der Erde“ Schild, welches auch ein paar indische Touristen angezogen hatte. Diese Indische-Mittelklasse-Menschen in Jeans und T-Shirt, Sonnenbrillen und Kameras, kamen in einem Jeep, sprangen heraus und eilten zum „Wasserfall Aussichtspunkt“. Enttäuscht von der Aussicht, wollten sie ihre 100 Rupien Eintrittsgebühr zurück, aber es war aussichtslos. „Loss lass uns gehen, verschwenden wir nicht unsere Zeit…“, „Nur ein schnelles Foto neben dem Schild.“. Wärend ich das Foto mit ihren Kameras mache, erzählt mir der Sohn, mit seinem Iphone in der Hand, „Der nasseste Platz der Erde ist eigentlich das Dorf Mawsynram, 15 Km von Cherrapunjee entfernt, mit 11847 mm jährlichem Niederschlag“. Wie auch immer; ein wenig enttäuscht dass es nicht regnete, begann ich mich für einen Platz für die Nacht umzuschauen.
In der Nacht fing es an zu regnen. Und es würde für die nächsten 48 Stunden nicht aufhören. Am nächsten Morgen packte ich ein paar Sachen in eine meiner wasserdichten Fahrradtaschen, lieh mir einen Regenschirm, und trat in den Nieselregen. Ich war auf dem Weg zu einem Ort, der mit dem Fahrrad nicht zu erreichen ist. Nongriat, ein kleines Dorf unten in einer Schlucht. Nur erreichbar über 2000 steile Stufen hinab.
Um dorthin zu gelangen nahm mich der örtliche Zeitungs- und Milchmann in seinem kleinen Auto mit. Es ist nicht so, dass er die Zeitungen ordentlich in die Briefkästen steckt. Sondern sobald er ein Haus erreicht, wo er eine Zeitung oder Milch abliefern muss, drückt er kontinuierlich auf die Hupe und schreit, bis die Person an das Autofenster gelaufen kommt, um die Zeitung zu holen. Wenn das nicht schnell genug geht, landet die Zeitung auch schon mal auf der matschigen Straße. Nach einer halben Stunde Fahrt, setzte er mich am Beginn der Stufen ab, und ich begann, in den feuchten, dampfenden Dschungel hinabzusteigen.
Nongriat
Wo es viel regnet, da ist auch viel Wasser. Wasserfälle und rauschende Flüsse musste ich überqueren, auf schmalen Brücken, welche nur aus ein paar verrosteten Drahtseilen bestanden. Nach ein paar mehr endlosen Stufen kam ich in Nongriat an, ein paar Hütten verstreut im Dschungel. Obwohl ich diesen Regenschirm hatte war ich nass von Kopf bis Fuß, von der Luftfeuchte und dem Schweiß, als ich Bayrans Haus erreichte. Er betreibt ein kleines Homestay für die wenigen Touris die hier her kommen.
Die Menschen hier haben Strom, und manchmal auch Handy Netz, aber die meisten von ihnen leben von dem was der Wald ihnen gibt. Sie sammeln Bananen, Ananas, Litschis, verschiedene Gemüsearten und Blätter, und auch Feuerholz. Ein paar Reisfelder sind um das Dorf herum. Vor der Zeit des Regenschirms (das wichtigste Accessoire hier, jeder hat einen mit sich) machten die Leute Regenkleidung aus großen und starken Blättern.
Regen ist ein Teil des Lebens hier, die Regenzeit ein Teil des Jahres. Während der Regenzeit bleiben die Menschen mehr in Ihren Häusern, es ist unmöglich irgendwelche Bauarbeiten zu machen, oder im Fluss Steine und Sand abzubauen.
Der Regen entschleunigt das Leben der Leute und beschleunigt das Leben der Natur. Ein kleiner Pfad führt in den dichten Dschungel, alle ist grün und Orchideen und andere Blumen wachsen gut in dem feuchten Klima. Aber das beeindruckendste sind die living root bridges. Es sind Brücken, gewachsen aus Baumwurzeln. Schlaue Menschen haben die langen Luftwurzeln der Banjon -Bäume, manchmal mit Hilfe von Drahtseilen, über den Fluss wachsen lassen. Es ist ein wenig wackelig darauf zu laufen, aber nicht mehr als über die künstlichen Brücken aus diesen Stahlseilen.
Am nächsten Tag stieg ich alle Stufen wieder hinauf, im strömenden Regen. Alles war nass. So wie es sein sollte an einem der regenreichsten Orte der Erde.