Von Bangkok mache ich einen kurzen Abstecher nach Süden, um in Chon Buri zwei Freunde zu treffen, welche ich vor gut einem Jahr in der Türkei kennen gelernt hatte. Giom aus Frankreich und Felix aus Spanien sind für ein Spendenprojekt von Frankreich nach Vietnam geradelt und fahren jetzt weiter durch Südostasien.
Gemeinsam schauen wir auf die Karte und machen uns auf in Richtung Chiang Mai im Norden von Thailand. Über relativ verkehrsarme Nebenstraßen navigieren wir uns mit Karte und Kompass um den Großraum Bangkok herum. Selbst die kleinsten Straßen sind meistens in ausgezeichnetem Zustand und die Autofahrer lassen genügend Abstand oder warten geduldig, bis sich eine Gelegenheit zum Überholen bietet.
Wie viel mehr Spaß Fahrradfahren doch macht, wenn man nicht ständig in den Seitenspiegel schauen muss, um beim nächsten heranrasenden Bus oder LKW auf den (oft nicht vorhandenen) Seitenstreifen auszuweichen, um nicht gnadenlos plattgemacht zu werden. Schlaglöcher, Staub und ständiges Gehupte gehören der Vergangenheit an. Die Thailänder scheinen die Hupe bei ihren Autos noch gar nicht entdeckt zu haben, kennen aber den Blinker und verwenden ihn auch.
Meine Gesellschaft trägt ebenso zum stressfreieren Radeln bei: Ich muss mich nicht um alles selber kümmern, die Aufgaben werden geteilt, und ich habe direkt zwei Gesprächspartner die nicht nur gut Englisch sprechen, sondern auch meine Denkweise teilen; sind sie doch auch schon längere Zeit auf dem Rad unterwegs.
Wir fahren früh los, wenn es noch nicht so heiß ist, machen mittags Pause um eine Nudelsuppe zu essen oder Reis in verschiedenen Variationen. Das Essen ist gut und abwechslungsreich. Nach dem Essen machen wir oft eine „Siesta“, ein kurzes Mittagsschläfchen um neue Kraft zu tanken.
Touristen und auch Radfahrer sind in Thailand nichts unbekanntes, doch die Liegeräder von Giom und Felix sorgen für viel Aufmerksamkeit und erstaunte Ausrufe links und rechts des Weges. So viel ausgestreckte Daumen als Zeichen des Lobes habe ich lange nicht mehr gesehen.
Abends suchen wir uns meistens einen der zahlreichen buddhistischen Tempel zum Schlafen aus. Die Mönche sind freundlich und wir können unsere Moskitonetze unter einem Dach aufhängen. Manchmal in der halboffenen Zeremonienhalle, welche für Beerdigungen und Feierlichkeiten genutzt wird, manchmal auch im Haupttempel unter den gütigen Augen der vielen goldenen Buddhas. Das hat den Nachteil, dass wir um Punkt vier Uhr morgens von einer Glocke geweckt werden und kurz darauf die Mönche in den Tempel kommen um ihr Morgengebet zu verrichten. Doch es sind oft nur wenige Mönche in einem Tempel, und das Gemurmel der Mantras eignet sich auch ganz gut um wieder einzuschlafen.
Die Mönche in Thailand leben von Spenden, welche die Leute zum Tempel bringen oder welche morgens von den Mönchen auf einer Bettelrunde eingesammelt werden. Die Vorratskammern in den Tempeln sind gut gefüllt: Säckeweise Reis, Flaschenwasser, Tütensuppen und Instant Nescafe, welche die Mönche gerne mit uns teilen. Einen Tag bekommen wir sogar Seife und neue Zahnbürsten zugesteckt.
Einen morgen werden wir zum Frühstück eingeladen. Nachdem die Mönche fertig gegessen haben, sind wir dran. Ein großer Topf mit Reis, und ca. fünfzehn verschiedene thailändische Gerichte erwarten uns – wir schlagen uns die Bäuche voll, stopfen am Ende noch Obst hinterher bis nichts mehr reinpasst, und müssen unsere Weiterfahrt wegen vollen Bäuchen um einige Stunden verschieben.
An unzähligen Reisfeldern vorbei geht es weiter Richtung Norden, am Horizont sind die ersten Berge zu sehen, und die Tage vergehen schnell.
Einige Fotos sind von Felix und Giom