Es ist stockdunkel. Finsternis umgibt mich, es ist absolut nichts zu sehen. Ein Wassertropfen fällt mir auf den Kopf, die Luft um mich herum ist warm und schwül. „Giom, kannst du bitte das Licht anmachen?“ Ein paar Meter von mir entfernt wird ein heller Punkt sichtbar und ein dünner Lichtstrahl tastet sich über die Felswände. Wir befinden uns in einer Höhle nahe des Tempels in dem wir letzte Nacht geschlafen haben.
Nachdem wir den ausgeleuchteten Teil der Höhle ein paar hundert Meter durch knietiefes Wasser gewatet waren entschlossen wir uns weiterzugehen. Dem warnenden Schild und auch den Hinweisen der Frauen, welche am Eingang Lampen vermieten und ihre Dienste als Führer anbieten hatten wir keine Beachtung geschenkt. Als Radfahrer hat man schließlich einen guten Orientierungssinn, der sollte doch wohl auch in einem Höhlensystem funktionieren.
Wir arbeiten uns langsam weiter vor. Das einzige Licht kommt von Gioms Stirnlampe, wir hören Wasser tropfen und Fledermäuse quietschen. Es ist nicht eine einzige Höhle, vielmehr ein ganzes Höhlensystem, welches sich einige Kilometer durch den Berg verzweigt. Riesige Stalaktiten hängen von der Decke und fließendes und tröpfelndes Wasser hat über die Jahrtausende faszinierende Strukturen und Formen geschaffen, welche meist nur kurz im Schein der Lampe aufblitzen.
Wir zögern weiter zu gehen. Was ist wenn die Lampe ausgeht? Wenn wir den Rückweg nicht mehr finden? Wo ging es gleich nochmal entlang? Da war doch so ein großer Stein hinter dem es links ging. Ah ja, da vorne ist die steile Treppe. Und dann? Wo sind wir hergekommen?
In der Dunkelheit ist es schwer die Orientierung zu behalten da man mit der Lampe immer nur kleine Ausschnitte sieht. Wir finden aber unseren Weg zurück ans Licht und treten nach diesem kleinen Abenteuer wieder in die Pedale.
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Der Norden Thailands hat so einiges zu bieten. Nicht nur dunkle Höhlen, auch rauschende Wasserfälle und kunstvolle Tempel bestaunen wir und fahren durch idyllische Reisfelder und hügelige Landschaften.
Radeln ist einfach in Thailand, aber Kontakte zu den Menschen aufbauen nicht. Es mag daran liegen dass ich nicht alleine unterwegs bin und daher nicht so kontaktfreudig, aber auch an den Thailändern selber. Nur wenige sprechen English, oder sie trauen sich nicht ihr Englisch zu probieren, und so beschränken sich fast alle Kontakte auf Essensbestellung und einkaufen. Ich habe das Gefühl über die Thailänder und ihre Kultur nicht viel schreiben zu können, habe mich mit nur wenigen etwas ausführlicher unterhalten können und finde das schade. Es sind höfliche und freundliche Menschen, nicht umsonst wird Thailand das Land des Lächelns genannt. Aber die Thailänder lächeln auch wenn sie verärgert sind. Konflikte werden nicht offen ausgetragen, jeder möchte „sein Gesicht wahren“.
Die letzten Tage in Thailand radeln wir durch das sogenannten Goldene Dreieck, die Grenzregion zwischen Myanmar, Laos und Thailand. Wir folgen dem Mekong, hier Grenzfluss zwischen Thailand und Laos, und überqueren ihn um nach Laos einzureisen.