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Abenteuer Australien Teil 3

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Abenteuer Australien

Mit dem Rad einmal quer durch

Oktober bis December 2014

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Teil 3

Den Elementen ausgesetzt

Ich bin unterwegs zum Uluru. Der rote Felsen ist auch als Ayers Rock bekannt. Vor zwei Tagen bin ich vom Stuart Highway nach Westen abgebogen und habe mich bei starkem Gegenwind und Temperaturen von über 40 °C vorwärtsgekämpft.

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Es sind nur noch 30 km doch am Horizont haben sich dunkle Wolken gebildet und der Wind treibt sie direkt in meine Richtung. Erste Blitze zucken und Donnergrollen ist zu hören. Einzelne schwere Regentropfen fallen und trocknen sofort wieder sobald sie auf die Straße treffen, so heiß ist diese.

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Ich entscheide mich in einen Seitenweg reinzufahren und mein Zelt aufzubauen. Vor den Blitzen kann es mich nicht schützen aber ich fühle mich sicherer und werde auch nicht nass. Das Gewitter ist jetzt direkt über mir. Grelle Blitze zucken, unmittelbar gefolgt von krachendem Donner. Der Wind rüttelt am Zelt, irgendwo kommt Wasser rein.

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Ich habe Angst, doch mehr als abwarten bleibt mir nicht übrig. Schließlich zieht das Gewitter weiter, der Regen lässt nach und ich krieche aus dem Zelt. Die wiederkehrende Sonne taucht alles in goldenes Licht und ich kletter auf eine Sanddüne. In der Ferne sehe ich zum ersten Mal Uluru. Er sieht nicht besonders groß aus aber eindeutig rot; das abziehende Gewitter sorgt für einen dramatischen Anblick.

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Uluru und Kata Tjuta

Der Tourist kommt hierher mit der Kamera, macht Fotos überall. Was hat er bekommen? Noch ein Foto zum nach hause nehmen, einen Teil von uluru zum behalten. Er sollte ein anderes Objektiv verwenden – und direkt hineinsehen. Würde dann nicht einen großen Felsen sehen. Er würde sehen dass Kunija direkt darin lebt, seit dem Anfang. Er würde seine Kamera dann womöglich wegwerfen.” 

Tony Tjamiran von dem anandu volk

Je mehr ich mich dem Felsen nähere um so mehr kann ich seine Bedeutung für die first people, die Ureinwohner, erahnen. Es ist ein Wunder der Natur. Riesengroß und rot ragt er senkrecht aus der Erde, die Oberfläche zerklüftet von millionen von Jahren von Wind und Wasser. Ich radel einmal drum herum, schaue mir ein Wasserloch an, berühre den warmen Fels mit meinen Händen und mache Rast in einer Höhle welche Menschen schon tausenden von Jahren als Zuflucht diente.

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Ohne Zweifel ist an diesem Ort eine spezielle Energie zu spüren und ich bin mir sicher dass selbst die Touristen mit den Kameras in den Bussen diese wahrnehmen. Es ist die Energie des Kosmos, welche allen Dingen zu grunde liegt und sich hier besonders stark manifestiert. Dafür braucht man kein anandu sein, man muss nur genau hinschauen oder besser, fühlen und bewusst sein was ist. Nach einem Foto einfach mal innehalten, die Augen schließen und den Ort mit anderen Sinnen wahrnehmen.

Obwohl wir modernen Menschen in Städten aus Beton und Glas leben und unsere Leben von hightech durchwoben sind – an Orten wie diesem wird deutlich wie sehr wir doch Teil der Natur sind, Teil des Phänomens Leben. Die längste Zeit unserer Geschichte haben wir Menschen im Einklang mit der Natur gelebt, haben sie respektiert und waren tief mit unserer Umgebung verbunden.

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“Unsere Spiritualität ist eine Einheit und eine Verbundenheit mit allem was lebt und atmet, ja sogar mit allem, was nicht lebt oder atmet.

Mudrooroo, Aborigine-Schriftsteller

Die Aborigines waren es (und sind es teilweise heute noch) bevor die ersten weißen Australien erreichten. Sie lebten als Jäger und Sammler, waren Experten der Wüste. Sie wussten wie man Wasser findet, kannten jede Pflanze und jedes Tier, konnten am Verhalten der Tiere das Wetter vorraussagen. Doch was besonders wichtig ist: Sie hatten ein tieferes Verständnis der Welt. Wie viele Ureinwohner in anderen Teilen der Welt sehen sie die Welt anders als wir modernen Menschen. Was für uns nur ein Objekt ist, wie ein Stein oder ein Baum, ist für sie gefüllt mit Leben, mit dieser alles durchfließenden Energie.

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Das ist es was sie als dreamtime bezeichnen. Es ist kein Traum und auch keine Vergangenheit sondern quasi eine erweiterte Realität, erlebt durch sensitivere Wahrnehmung, durch ein höheres Bewusstsein. Nicht mehr viele first people leben den traditionellen Lebensstil. Viel Wissen ist bereits verloren gegangen, ganze Sprachen und Traditionen einzelner Stämme sind nicht mehr bekannt, nicht alles Wissen wird von Generation zu Generation übertragen.

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“Wir besitzen nicht das Land, das Land besitzt uns . Das Land ist meine Mutter, meine Mutter ist das Land. Das Land ist der Ausgangspunkt wo alles begann. Es ist wie wenn man ein wenig Staub aufhebt und sagt, das ist wo ich angefangen habe und das ist wo ich hingehe. Das Land ist unser Nährstoff, unsere Kultur, unsere Seele und Identität “

S. Knight

http://www.creativespirits.info

Ich verbringe die Nacht am Sonnenaufgangsaussichtspunkt Talinguru Nyakunytjaku. Sobald abends die Touristen weg sind wird es besonders. Ich bin allein mit dem Felsen, den Bäumen und den Sternen doch fühle mich gar nicht allein. Es ist einer dieser Momente in denen die Illusion des Individuum, die Illusion der Separation verblasst.

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Normalerweise sehen wir uns und die Welt um uns herum als zwei verschiedene Dinge, wir schauen aus unserem Körper heraus wie aus einem Fenster. Doch in diesem Moment fühle ich mich verbunden mit allem was ist. Ich sitze einfach nur da und beobachte mir allen Sinnen und fühle mich als Teil des ganzen, als zugehörig und am richtigen Platz.

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Es ist eine spirituelle Erfahrung und sie wirkt auch noch am nächsten Tag nach als ich zu den Kata Tjuta radel. Es sind große Steinformationen, aus demselben Gestein wie der Uluru. Ich mache eine Wanderung durch das Valley of wind, das Tal des Windes, und radel erst am nächsten Tag zurück nach Yulara.

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Yulara ist das Touristendorf aus Hotels, Appartments, einem riesigen Campingplatz und einem Supermarkt. 250.000 Menschen besuchen jährlich den Uluru. Um Zeit zu sparen kommen viele mit dem Flugzeug.

Etwas Zeit sparen (und auch Kraft) möchte ich auch und deswegen lasse ich mich und mein Rad von zwei Menschen im Auto zurück zum Stuart Highway mitnehmen. In drei Stunden rasen wir die Strecke zurück für die ich drei Tage gebraucht hatte. Mein nächstes Ziel ist Coober Pedy, rund 500 km entfernt.

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