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Neuseeland: Die nächste Insel

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Mai 2016

 Zurückblickend waren die letzten Tage in Australien anstrengend und schnell. In nur einer Woche reiste ich die 3500 km von Cairns nach Melbourne. Per Anhalter auf nette Menschen angewiesen und nette Menschen anziehend ging es die Ostküste hinunter.

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Kleinere Abenteuer passieren bei so einer Reiseweise von selbst: Schlafen am Strand auf einem kleinen Fleck Wildnis an der Gold Coast, in Sichtweite der Hochhausreihen und modernen Zivilisationsbauten. Das früh morgendliche erklimmen des Mount Warning um als erster den Sonnenaufgang in Australien zu sehen, und wiedersehen mit Freunden in Brisbane Sydney und Melbourne.

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Dort angekommen bleibt mir gerade genug Zeit um mein Fahrrad und Gepäck einzusammeln und das neue Crunchytown zu besuchen.

Seit fast einem Jahr war ich nicht mehr auf Tour und habe das Rad nur für kurze Strecken benutzt. Auf den letzten Drücker kaufe ich noch ein neues Hinterrad. Für einen stolzen Preis lasse ich in einem Radladen das stabilste Laufrad bauen was möglich ist. Ich hoffe es wird mindestens so lange halten wie das alte welches ich nun wegen einem defekten Freilauf in der Nabe endgültig ausmustern muss. Ein zusätzlicher Gepäckträger und neue Taschen sind auch nötig.

8_smallMit dem Flugzeug geht es nach Christchurch auf der Südinsel Neuseelands und wieder einmal macht mir ein Warmshower Gastgeber das ankommen in einem neuen Land einfach. Del und Tracey nehmen mich für zwei Tage auf und ich bekomme erste Informationen und Routenvorschläge. Ich werfe zum ersten mal einen genaueren Blick auf meine neu erstandene Landkarte, außer dass es kalt und regnerisch werden wird um diese Jahreszeit habe ich keine Vorstellungen was mich erwartet.

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Dann geht es los: Alle meine Habseligkeiten aufs Rad geschnürt geht es ab Richtung Süden. Ein vertrautes Gefühl überkommt mich sobald ich auf dem Rad sitze, habe ich doch hunderte von Stunden auf diesem Rad verbracht, tausende von Kilometern zurückgelegt in dutzenden von Ländern. Mein Start in Deutschland scheint Ewigkeiten her zu sein und doch vergeht die Zeit schnell. Irgendwo zwischen Ashburton und Geraldine, nach drei Tagen radeln, zeigt mein Tacho schließlich die 40.000 km an – genau seit vier Jahren bin ich unterwegs.

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Neuseeland ist bekannt für seine dramatische Natur, doch die ersten Tage radel ich durch eher langweiliges Farmland. Links und rechts neben der Straße erstrecken sich kilometerlange Zäune, fast alles ist privates Land und abends einen Zeltplatz zu finden ist eine kleine Herausforderung.

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Doch die Berge am Horizont werden größer und versprechen schweißtreibende Anstiege und einsame Zeltplätze. In dem kleinen Ort Fairlie treffe ich einen anderen Radler, natürlich vor dem Supermarkt. Wir entschließen uns zu einem nahen See zu radeln und dort zu zelten, zu viel haben wir uns zu erzählen als dass eine Kaffeepause ausreichend wäre und meine Muskeln verlangen sowieso nach einer Pause.

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Wir bauen unsere Zelte auf und sammeln Holz für ein Feuer. Die Sonne strahlt durch die Wolken und wärmt – der Winter scheint noch fern. Wir kochen ein großes Abendessen, stopfen uns voll mit Köstlichkeiten vom Campingkocher und sitzen lange am Feuer unterm mächtigen Sternenhimmel. Es ist ein wunderschöner Abend, so habe ich mir Neuseeland vorgestellt.

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Am nächsten Morgen werden wir bei Sonnenaufgang von Schüssen geweckt die über den See hallen. Es ist Wochenende und jagen ist beliebt in Neuseeland. Doch die Schüsse sind zahlreich, scheinen aus verschiedenen Richtungen zu kommen und hören nicht auf. Alle paar Minuten knallt es und so geht es die nächsten Stunden weiter. Wir halten die Neuseeländer bereits für durchgeknallt denn mit reinem Jagen lässt sich das Geballer nicht erklären, es hört sich eher nach einem Gefecht an. Schließlich kommt ein Mann mit einem Boot über den See und liefert die Erklärung: Heute ist der erste Tag der Enten Jagdsaison und das lockt viele Menschen aus dem Haus um das Federvieh vom Himmel zu holen. Mit der Idylle ist es vorbei und ich und Alex machen uns auf unsere eigenen Wege.

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Solche kurzen Begegnungen mit anderen Radreisenden sind wichtig für mich. Ähnlich sind die Erfahrungen auf dem Rad und die Lebenseinstellung. Wertvoll sind auch die Informationen über Strecken und Orte aus erster Hand.

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Ich mache mich auf zum See Tekapo und endlich ist die Landschaft so wie gewünscht. Grau zieht sich die Schotterstraße durch die braunen Tussockgrashügel und am Ende erwarten mich die türkisblauen Gletscherwässer des Pukaki Sees, mit Blick auf den mächtigen Aoraki Berg.

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Ich bin unterwegs zum Startpunkt des Alps to Ocean Radweg der mich die nächsten Wochen vom höchsten Berg des Landes bis zum Meer führen wird, immer off road und dem hören sagen nach durch wundervolle Orte. Doch erst mal ist es Zeit für einen Pausentag.

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