New Zealand

Die Regenbogenkrieger – Wie ich in Neuseeland zum Hippie wurde

Die Regenbogen-Krieger

Wie ich in Neuseeland zum Hippie wurde

Brüder und Schwestern  der rainbow family händchenhaltend ums Feuers versammelt

We all come from different walks of life with our different colours with the acknowledgment that we ARE light. […] We are the awaken, the light, the love – gathering to live in harmony to trade ideas, knowledge, stories, ways of living, to learn,to grow, to charge our light, to heal ourselves to heal the earth, to explore our mind, to raise the consciousness. We are the rainbow warriors with no weapons but with love. We are the change. We are family, stardust from above. Children living in the path of light. We are medicine.

Loving you family!”

Quote out of a rainbow book at the punakaiki gathering 2017

Wir kommen alle aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten mit unseren verschiedenen Farben mit der Anerkennung dass wir alle Licht sind. […] Wir sind das Erwachen, das Licht, die Liebe – versammelt um in Harmonie zu leben, Ideen, Wissen, Geschichten und Lebensarten auszutauschen, um zu lernen, zu wachsen, unser Licht aufzuladen, uns selber und die Erde zu heilen, unseren Geist zu erkunden und das Bewusstsein zu erhöhen. Wir sind die Regenbogenkrieger ohne Waffen aber mit Liebe. Wir sind der Wandel. Wir sind Familie, Sternenstaub von oben. Kinder die den Weg des Lichts leben. Wir sind Medizin. Ich liebe dich Familie!”

Zitat aus einem Gemeinschaftsbuch auf dem Punakakiki rainbow gathering 2017

Schon einmal von einem rainbow gathering (zu deutsch: Regenbogen Versammlung) gehört? Schon einmal einen Krieger der Liebe aus Sternenstaub getroffen? Hört sich alles ein wenig zu abgehoben an? Nach einer neuen Religion oder sogar Sekte?

In Neuseeland hatte ich Gelegenheit gleich zwei dieser rainbow gatherings zu besuchen. Im folgenden möchte ich etwas (Regenbogen-) Licht in diese Sache scheinen und am Ende wirst du das obenstehende Statement hoffentlich besser verstehen.

Was ist ein rainbow gathering? (Die Theorie)

Ein rainbow gathering ist im Prinzip eine Versammlung von Menschen in der Natur. Es ist absolut nicht kommerziell; es kostet keinen Eintritt, es gibt nichts zu kaufen oder zu verkaufen. Jeder kann kommen. Es gibt keine Anführer oder Organisatoren, jeder ist gleichberechtigt und gleich verantwortlich. Es gibt keine Regeln, keine festen Vorschriften, aber ein paar grundlegende Werte, die jeder mitbringen sollte:

Respekt für die anderen Menschen und die Natur, Gewaltlosigkeit, Toleranz und Offenheit. Die Bereitschaft, in einer Gemeinschaft zu leben und Verantwortung für diese zu übernehmen.

Entscheidungen werden von allen zusammen und im Konsens getroffen. Essen wird für alle zusammen gekocht und die Lebensmittel aus dem magik hat (zu deutsch: magischer Hut) bezahlt. Dieser geht nach den Mahlzeiten rum und es ist jedem selbst überlassen so viel Geld wie er kann und will beizutragen. Jede Handlung für die Gemeinschaft ist selbst motiviert und freiwillig.

Es gibt ein paar weitere guidelines (zu deutsch: Richtlinien), welche das harmonische und friedliche zusammenleben unterstützen: Alkohol und Drogen sowie Elektronische Geräte (von Taschenlampen abgesehen), insbesondere Kameras, sind nicht erwünscht. Jeder wird als Mitglied der Regenbogenfamilie angesehen und Leute reden sich mit Bruder und Schwester an. Das Leben im Einklang mit der Natur beinhaltet auch möglichst wenig Spuren zu hinterlassen und nach einem Treffen wird alles, auch der kleinste Fitzel Müll, aufgesammelt und entfernt.

Diese Treffen finden weltweit statt und haben in den 70er Jahren in den USA begonnen.

Es gibt kleine Treffen mit weniger als hundert Teilnehmern und riesige Treffen mit tausenden von Menschen.

Dieser Rahmen an sich ist schon sehr spannend, aber noch ein anderer Umstand mag die Neugierde an solchen Treffen steigern:

Die Erfahrungen und Erlebnisse die während eines solchen Treffens gemacht werden, werden von vielen als lebensverändernd bezeichnet und scheinen einen tiefen Eindruck zu hinterlassen. Ich habe Leute weinen sehen vor Glück und Dankbarkeit und nahezu jeder Teilnehmer möchte in Zukunft wieder auf ein rainbow gathering.

Auf dem letzten Treffen habe ich einigen der Brüder und Schwestern die Frage gestellt “Was magst du am rainbow gathering?” und dies kam dabei raus:

 

Falls du Probleme mit Englisch hast, hier ein paar der Statements auf deutsch:

Ich liebe es! Was ist da nicht zu mögen? Ich mag die Menschen natürlich, die Versammlung von gleichgesinnten Menschen die Gemeinschaft und Liebe und Einsicht und Wissen über alle möglichen Dinge die nötig sind im Leben, teilen wollen und zu erfahren was echte Liebe ist. Wahres Mitgefühl untereinander, wahre Einheit zu erfahren. Es ist absolut toll. Jeder sollte ein rainbow gathering erleben.”

Was ich am meisten am rainbow gathering mag ist, dass du du selbst sein kannst, frei bist, und niemand wird dich beurteilen. Menschen akzeptieren dich nicht nur so wie du bist, sie lieben dich dafür.”

Viel Liebe, Energie und Freude. Viel davon. Das ist rainbow für mich.”

Ich denke ich liebe die Freiheit. Die Freiheit dass Leute auswählen was sie machen und machen was sie wollen. Und irgendwie funktioniert es. Jeder gibt was auch immer er geben kann für diesen Ort und zusammen funktioniert es. Wir alle haben etwas beizutragen zu diesem Ort und formen eine wunderschöne Familie. Ich liebe das Gefühl ein Teil dieser großen Familie zu sein und dadurch mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen.”

Du kannst einfach nur du selbst sein und dich auf ganz verschiedenen Ebenen erfahren. Und Gefühle, es bringt viele Gefühle. Das ist wirklich kraftvoll.”

Für mich ist es ein Beispiel wie wir leben können. Es ist wie ein Probelauf für mich. Leben in Gemeinschaften ist für mich eine Lösung für die Probleme der Welt. Ein Leben in Gemeinschaften mit nachhaltigen Werten ist die Zukunft für mich. Das ist der einzige Weg den ich für uns sehe um den Schaden den wir dem Planeten angetan haben rückgängig zu machen.”

Wie das ganze in der Praxis aussehen kann, und was es für Menschen sind die auf ein rainbow kommen, werde ich im folgenden erzählen. Dieser Bericht basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen zwei verschiedener rainbow gatherings in Neuseeland in 2017. Die Fotos stammen vom gathering auf der Südinsel und der Zeit davor und danach, welche ich mit neuen Freunden der rainbow family verbrachte.

Was ist ein rainbow gathering? (Die Praxis)

Meine Füße folgen dem Trampelpfad durchs hohe Gras. Zu meiner linken verschwinden die Bäume in der einbrechenden Dunkelheit, zu meiner Rechten höre ich den Fluss rauschen, welchen ich kurz zuvor überqueren musste, um zum rainbow gathering zu kommen. Es hatte den ganzen Tag gedauert, um von Wellington hierher zu trampen, und von einem Wanderparkplatz eine halbe Stunde durch den Wald zu laufen. “Wenn du am Fluss ankommst, rufe einfach und jemand kommt und führt dich zum Ort.”, hatte es in der Wegbeschreibung geheißen. Rufen brauchte ich nicht, denn am anderen Ufer waren Menschen, die mir schon “Welcome Home!”, “Willkommen daheim!” entgegen riefen. Ich war durch den knietiefen Fluss gewatet und als jeder dort mich zur Begrüßung umarmte, fing ich an zu ahnen, dass ich nicht nur eine physikalische Grenze aus Wasser übertreten hatte, sondern auch eine Grenze in eine andere Welt in der ich mich bald wohl und zu Hause fühlen würde.

Doch gerade fühle ich mich eher nervös und aufgeregt, während ich dem Pfad folge der mich zum main circle, dem Hauptkreis, führen wird. Stimmen schallen durch die Bäume, singen und lachen und als ich näher komme, kann ich auch das Feuer sehen. Eine Lichtung im Wald, in der Mitte ein großes Feuer und drumherum ein Kreis aus Menschen, sich an den Händen haltend und singend. Ich zöger kurz und als ich näher trete, öffnet sich der Kreis und meine beiden Hände finden sich in zwei anderen wieder. Noch bevor ich Zeit habe mich umzuschauen, hebt das Mädchen zu meiner linken meine Hand an ihren Mund und drückt mir einen Kuss auf den Handrücken. Ihre strahlenden klaren Augen scheinen tief in mich zu dringen, und mit einem verschmitztem Lächeln bedeutet sie mir, den Handkuss nach rechts weiter zu geben. Ich wende verschämt den Blick ab, aber tue wie geheißen. So ganz wohl ist mir nicht dabei und scheu drücke ich der Person zu meiner rechten einen Kuss auf die Hand.

We are circling, circling together, we are singing, singing our heart songs.

This is family, this is unity, this is celebration, this is sacred.”

Wir bilden einen Kreis, bilden einen Kreis zusammen, wir singen, singen unsere Herzenslieder.

Dies ist Familie, dies ist Einheit, dies ist Feier, dies ist heilig.”

Text eines rainbow Liedes

Ich kenne keines dieser Lieder und singen war noch nie meine Stärke und dementsprechend fehl und unwohl fühle ich mich in der Zuschauerrolle, und doch gleichzeitig auch fasziniert. Dieser Chor der Stimmen klingt wundervoll und das Feuer schafft eine mystische Atmosphäre und lässt die anwesenden Gestalten geheimnisvoll erscheinen. Nicht mehr als 40 Menschen sind hier versammelt, der Großteil in der ersten Hälfte ihres Lebens. Der Anteil der Dreadlockträger ist überdurchschnittlich hoch, es gibt nicht viele glattrasierte oder geschminkte Gesichter, und die Outfits reichen von normal bis freakig, es sieht sehr bunt und gemixt aus. Fast alle hier sind barfuß. Ich schaue an mir herunter, meine Füße stecken noch in den Schuhen.

Mother I feel you under my feet, mother I feel your heartbeat.”

Mutter ich fühle dich unter meinen Füssen, Mutter ich fühle deinen Herzschlag.”

Nachdem das letzte Lied verklungen und alle Hände mehrmals geküsst sind, stimmen alle ein in ein gesungenes Om. Diese Silbe aus dem Sanskrit gilt als der Urklang, der universelle Klang der Schöpfung und das singen soll dabei helfen Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Nach dem dreimaligem Om schaue ich zu, wie die anderen ihre Hände über dem Kopf zusammen falten und dann an die Stirn und an die Brust senken. Anschließend lassen sich alle auf die Knie nieder und strecken die Arme nach vorne bis der Kopf den Boden berührt. Ich kann sogar einen den Boden küssen sehen.

Let your little light shine, shine, shine, let your little light shine, shine, shine.

There could be someone down the valley try to come home, try to come home, try to come home.”

Lass dein kleines Licht scheinen, scheinen, scheinen. Lass dein kleines Licht scheinen, scheinen, scheinen,

Da könnte jemand unten im Tal sein, der versucht nach Hause zu kommen.”

Danach setzen sich alle einfach auf den Boden in einen großen Kreis. Aus großen Töpfen wird serviert, ein jeder hält seine Schüssel vor und bekommt die selbe Portion. Es gibt Reis, Gemüsecurry und Salat. Der Typ neben mir fängt an mit den Fingern zu essen. “Salt connection” (zu deutsch: Salz Verbindung) ruft er laut. Was das wohl heißen mag?, denke ich mir.Salz ist hier” ertönt es von der anderen Seite des Kreises. Der Typ muss meine Verwunderung spüren, denn er beugt sich zu mir, und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Seine Augen haben die selbe strahlende Intensität wie die des Mädchens. “Hey Bruder, zum ersten mal auf nem rainbow gathering?” fragt er freundlich und gibt mir anschließend meine erste Lektion in Regenbogen Kommunikation. “Wenn du etwas brauchst oder jemanden suchst, rufst du einfach laut aus und jemand wird schon antworten.”. Mittlerweile hat ihn das Salz erreicht und um das vorher gesagte nochmal zu beweisen ruft er “Love Connection!” und es schallt aus mehreren Richtungen “We love you!” zurück.

Irgendwann stehen ein paar Leute auf, und fangen an zu tanzen und ein Lied zu singen. Ein Hut wird herumgereicht und jeder ist aufgefordert Geld zu spenden. Kaum jemand sehe ich Geld hinein werfen, nur jede Menge Luftküsse.

Magik hat, magik hat. How about that it´s a magik hat. It provides the food we eat, so contribute to the magik hat! “

Magischer Hut, Magischer Hut. Wie ist es damit es ist ein magischer Hut. Er liefert die Nahrung die wir essen, also trage zum magischen Hut bei!”

Einige Leute bleiben einfach sitzen oder rücken näher ans Feuer. Andere stehen auf um ihre Schüssel zu waschen. Ich beobachte, wie einer Asche aus dem Feuer in seine Schüssel reibt. “Sonst kommen nachts die Possums und lecken sie aus, davon kannst du krank werden. Ich lasse die Asche trocknen und wasche sie morgen früh im Fluss ab.”

Jemand fängt an einen Rythmus zu trommeln und die Stimmung ist locker. Lagerfeueratmosphäre. Ich kann beobachten, wie es sich ein paar Gestalten auf der anderen Seite vom Feuer gemütlich machen. Jemand liegt auf dem Rücken ausgestreckt, im linken Arm einen Frauenkörper haltend, dessen Kopf auf seinem Brustkorb ruhend. Seine rechte Hand wuschelt in den Haaren eines anderen Kopfes auf seinem Bauch und gerade macht es sich eine vierte Person auf seinen Beinen bequem. Eine Hand reckt sich nach oben und versucht, einen gerade vorbeigehenden zu greifen. “Join the cuddle puddle!” “Schließ dich der Kuschelpfütze an!”, erklingt, und tatsächlich machen es sich weitere Menschen bequem, bis es ein einziger Haufen aus Körpern ist mit Händen und Gliedmaßen ineinander verknotet. Es sieht schon sehr bequem aus da drüben, aber mich einfach dazu zu legen, dazu fehlt mir der Mut. Mit einem fremden Menschen kuscheln? Jemanden in den Arm nehmen und über den Kopf streicheln den ich nicht kenne? Das ist dann doch zu viel für den ersten Tag, und außerhalb meiner comfort zone.

Mit einem Gefühl des nicht dazu zugehörens, des außen-stehens, gehe ich zu meinem Zelt, aber auch mit einer Faszination über diese Intensität und Energie die hier in der Luft schwebt und der Neugierde, herausfinden zu wollen, warum das so ist und was hier eigentlich so genau vor sich geht.

Ich denke vielen, die zum ersten mal auf ein rainbow treffen kommen, geht es ähnlich wie mir. Sie sind überwältigt und eingeschüchtert und fühlen sich nicht direkt als dazu gehörig. “Jeder ist ein rainbow!” werden Leute dir sagen und dich auch so behandeln, aber richtig fühlen wirst du es vielleicht erst nach ein paar Tagen.

Gemeinschaft ist Kommunikation in Einheit

Ich werde wach, weil Leute draußen “Food circle now!”, “Essenskreis jetzt!”rufen, das Zeichen dass Frühstück fertig ist. Auf dem Weg zum Feuer grüßt mich jeder dem ich begegne, viele mit einer Umarmung. Jeder ist freundlich und lächelt. Das Ritual des Singens und des Boden berührens vom Vorabend wiederholt sich. Dann gibt es Essen, Müsli und Fruchtsalat, es ist sogar genug für eine zweite Runde da.

Was folgt ist der talking circle (zu deutsch: Redekreis). Dort steht jemand mit einem Stock in der Hand und ruft “Focus family, respect the stick!”, “Konzentriert euch Familie! Respektiert den Stock!”, und langsam ebben die Gespräche ab, bis nur noch die Zikaden zu hören sind und alle Aufmerksamkeit auf der Person mit dem Stock liegt. Diese Person kann nun sagen was sie zu sagen hat und gibt den Stock anschließend weiter. Diese Praxis stellt sicher, dass jeder gehört werden kann und eine Diskussion nicht nur von den starken, lauten Rednern bestimmt wird. Es ist erlaubt über alles zu sprechen und so lange wie man möchte.

Die Anliegen und Inhalte sind sehr unterschiedlich. Organisatorische Sachen werden besprochen, Ankündigungen gemacht zu workshops oder Aktivitäten, Erinnerungen Feuerholz zu sammeln oder Fragen nach verlorenen Gegenständen. Ein Großteil der Redebeiträge dreht sich auch um die Erfahrungen und das Innenleben der Redner. Viele Leute nutzen diese Gelegenheit, um sich zu öffnen und sprechen offen aus was sie fühlen. “Danke!” oder “Liebe euch, Familie!”, ist eines der am meisten benutzten Worte in den Redekreisen. Leute bedanken sich für die Erfahrungen die sie sammeln, für das letzte Essen, oft einfach nur für die Anwesenheit der anderen Menschen. Sie berichten wie sich ihre Wahrnehmung verändert, wie alles als schön und strahlend wahrgenommen wird. Wunderschöne Menschen an einem wunderschönen Ort, den unendlichen Moment genießen und das Leben feiern.

Doch auch negative Gefühle und Probleme werden angesprochen. Manche erwähnen, dass sie nervös sind beim reden und Angst haben vor so vielen Menschen zu reden. Und so geht es auch mir.

Ich sitze also hier, und höre all den starken und schönen Menschen um mich herum zu, und sehe wie der Stock langsam aber sicher in meine Richtung wandert. Je näher er kommt um so nervöser werde ich. Was soll ich nur sagen? Vielleicht gar nichts und den Stock einfach weitergeben? Was, wenn ich rot werde oder mich verspreche?Merken die anderen, dass ich nervös bin? Es sind diese Ängste, die wohl jeder hat, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Doch dieses Umfeld der Akzeptanz erleichtert es seine Ängste zu überkommen und doch etwas zu sagen.

Nach meinem ersten Redekreis verstehe ich schon mehr was hier passiert, eine Schwester fasst es später so schön in Worte:

Community is communication in unity.”

Gemeinschaft ist Kommunikation in Einheit”

Und das ist genau was in so einem Redekreis geschieht. Dadurch dass jeder reden kann ohne unterbrochen zu werden, und ohne Angst haben zu müssen verurteilt zu werden, dadurch dass Menschen offen über ihre Gedanken und Gefühle reden, dass sie oft vom Herzen reden, durch dieses offene und ehrliche miteinander reden entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Diese Art von Kommunikation ermöglicht gegenseitiges verstehen, und ist zentral für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft.

Auch Entscheidungen für die Gruppe werden in dem Redekreis getroffen, und zwar nach dem Konsensprinzip. Das bedeutet, jeder muss zustimmen, oder zumindest nicht widersprechen. Eine Lösung für ein Problem zu finden, wo Menschen unterschiedliche Meinungen haben, benötigt gute Kommunikation und natürlich auch ein Gefühl, dass man am selben Ziel arbeitet und im Interesse von allen anstatt für persönliche Interessen.

Der Redekreis ist im Prinzip das Hauptorgan eines jeden rainbow Treffen, das Stimmungsbarometer und Knotenpunkt der Gemeinschaft. Es steht jedem frei zuzuhören und zu sprechen.

Eine weitere wichtige Bedingung für das Formen dieser Gemeinschaft ist der Ort, an welchem es stattfindet, nämlich in der Natur.

Leben in der Wildnis

Meine nackten Füße folgen dem Pfad durchs vom Morgentau nasse Gras. Ich bin einer der Frühaufsteher hier, sobald die Sonne hinter dem Berg hervorkommt, wache ich auf und verlasse mein Zelt. Unterwegs zu Bush Island, einem der kleinen Camps die sich überall durchs Tal ziehen. Zwei meiner Freunde residieren dort, und oft auch ein paar Gäste in der Hängematte oder auf dem Boden um die Feuerstelle. Wegen genau dieser bin ich dorthin unterwegs, um den Tag mit einem Kaffee zu beginnen. In Bush Island schlafen noch alle und ich beginne ein Feuer in Gang zu bringen. Gar nicht so einfach nur mit nassem Holz, die letzten Tage hat es geregnet und erst heute sieht es nach mehr Sonnenschein aus.

alle schlafen noch in bush island

Es ist eine mühselige Aufgabe das Feuer zu starten. Mit viel pusten und wedeln lassen sich kleine Flammen erzeugen, die immer wieder erlöschen und zurück bleibt nur jede Menge Qualm der in den Augen brennt und sie zum tränen bringt. Als das Feuer dann doch endlich brennt muss ich noch zum Fluss laufen um den Topf zu waschen und mit Wasser zu füllen. Dieser wird dann auf dem Feuer balanciert und zum Kochen gebracht, bis endlich der Kaffee fertig ist, zur Freude der mittlerweile erwachten Menschen in Bush Island.

Ein nächster typischer Schritt ist für mich der Gang zum shitpit (zu deutsch: Kackgraben). Dieses einfachste aller Klos ist ein geschaufelter Graben über dem man hockend sein Geschäft erledigt. Oft wird eine Plane angebracht für etwas mehr Privatsphäre, Klopapier ist meistens vorhanden oder zumindest Wasser, und nach dem Geschäft bedeckt man seine Hinterlassenschaften mit Asche, Kalk oder Erde, so dass Fliegen keine Krankheitserreger übertragen können. Als Handwaschmittel steht eine Sprühflasche mit einer Mischung aus Wasser, Essig und Teebaumöl bereit, natürliche Desinfektion. Für manche etwas gewöhnungsbedürftig, für andere so natürlich und schamfrei, dass sie sogar Gesellschaft nicht ablehnen und dich zum gemeinsamen Kacken auffordern anstatt dich in gebührendem Abstand warten zu lassen.

Dann geht es zum Fluss zum schwimmen. Mittlerweile scheint die Sonne auf die Felsen und kann den Körper nach dem kalten Wasser wieder aufwärmen. Nackt schwimmen ist hier die Regel und fühlt es sich am Anfang doch eher komisch an sich seiner Kleidung unter den Augen von Fremden komplett zu entledigen, ist es nach ein paar Malen nur natürlich. Nach einigen Wochen täglichem Nacktbaden scheint allein der Gedanke daran, beim schwimmen Kleidung zu tragen, absurd. Seife benutzt kaum einer, das pure Wasser tut auch so seinen Dienst und reinigt und erfrischt. Die Zahnpasta kann durch Asche ersetzt werden, genau wie Sand und Blätter zum Geschirr spülen gute Dienste leisten.

Die natürlich vorhandenen Materialien werden kreativ eingesetzt. Sand wird benutzt um schlammige Wege auszubessern, Steine schützen die Feuerstellen und werden zusammen mit Lehm und Stroh zu einem Ofen kombiniert. Holz dient als Konstruktionsmaterial für Pfosten und Tische, Gras wird als Polsterung des Bodens im Tipi verwendet, Seetang als Seil und Palmblätter werden zu Matten verarbeitet.

seetang als seil

Auch die Medizin kommt aus der Natur. Kleine Wunden werden mit Schafgarbe und Wegerich behandelt und als nach ein paar Regentagen viele Menschen Fußpilz zwischen den Zehen haben, kocht jemand einen Sud aus den Blättern des Horopito Busches, welcher seit Jahrhunderten bei den Maori, den Ureinwohner Neuseelands, für seine pilztötenden Eigenschaften bekannt ist.

Horopitu busch

Doch die Grenzen der Buschmedizin werden auch deutlich. Einige Leute bekommen Wundinfektionen und kleine, normalerweise harmlose, Wunden werden schnell zu roten eiternden angeschwollenen Abszessen. Ein Bruder muss nach dem rainbow gathering ins Krankenhaus um seinen auf doppelte Größe angeschwollenen Fuß operieren zu lassen, und einige andere (ich eingeschlossen) sehen keine andere Wahl als moderne Antibiotika zu nehmen, da der Körper mit der Infektion und dem Heilen der Wunden überfordert ist.

Tall trees, warm fire, strong winds, deep water. I can feel it in my body, I can feel it in my soul. Hejahejahejaheja hejahejahejaja hejaheeeja, hejaheja, hejahejaheja ho”

Große Bäume, warmes Feuer, starke Winde, tiefes Wasser. Ich kann es in meinem Körper fühlen, ich kann es in meiner Seele fühlen.  Hejahejahejaja hejahejahejaja hejaheeeja, hejaheja, hejahejaheja ho ”

 

Die verlorengegangene Ehrfurcht

In unser technologischen und maschinisierten Welt haben wir Menschen nicht nur den Kontakt zu der Natur verloren, sondern auch unsere Ehrfurcht. Wissenschaftler erklären komplexe Vorgänge bis auf die Ebene der Atome, die Menschheit scheint zu wissen wie alles funktioniert und wo es herkommt. Es scheint keine Geheimnisse mehr zu geben, alles ist verstanden und in Wissen formuliert, in Büchern festgehalten, es scheint keine Wunder mehr zu geben. Unsere moderne Lebensweise, mit sauberem Wasser aus dem Hahn, Licht und Wärme auf Knopfdruck, und Essen aus dem Supermarkt scheint so selbstverständlich, dass wir die Quelle all dieser Dinge nicht genug würdigen.

Untereinander verbinden wir uns mehr und mehr über digitale Kanäle und reduzieren echte zwischenmenschliche Beziehungen.

Doch in einer Umgebung ohne Smartphone oder Computer, ohne Elektrizität oder Technologie, passiert schnell folgendes: Du bist nicht abgelenkt und mehr in der Gegenwart und verbindest dadurch besser mit dir selbst und deiner Umwelt. Nicht nur mit den Menschen um dich herum, sondern besonders mit der Natur. Du erkennst wie abhängig du bist und wie alles miteinander verbunden ist. Das Leben wird durch den Tag und Nachtrythmus der Sonne bestimmt. Das Wasser kommt aus dem Fluss, ewig fließend und kostbar, zum trinken, waschen und kochen. Der Wald sorgt für Schutz und Feuerholz. Alle Geräusche sind natürlich, kein Auto oder Motorenlärm oder laute Musik. Nur das rauschen des Windes in den Blättern, das gurgeln des Flusses und das singen der Vögel. Strömendem Regen oder brennendem Sonnenschein ausgesetzt, das Wetter beeinflusst die Aktivitäten und Launen. Dieser direkte, ständig erlebte Kontakt mit der Natur, mit allen Schwankungen und Regelmäßigkeiten, führt zu mehr Akzeptanz und zu mehr Ehrfurcht und Faszination. Obwohl in unserer Lebensweise, scheinbar abgekoppelt und distanziert – hier wir Menschen und da die Natur- sind wir in Wirklichkeit Bestandteil der Natur und nur ein kleiner Teil des Phänomens Leben. Es geht um ein zurückkehren zu einer Lebensweise, die den Großteil der menschlischen Geschichte bestimmt hat und Mutter Natur, Mutter Erde, als unseren Lebensspender akzeptiert und respektiert.

Ganz natürlich lernst du über deine Umgebung, aber nicht durch rationales Faktenwissen sondern gefühltes Wissen. Es entsteht eine Verbindung auf einer Ebene die sich Gedanken und Worten entzieht.

Wenn du eine Pflanze anschaust und riechst und fühlst, dann hast du eine andere Art von Wissen, als wenn du in einem Buch ihren lateinischen Namen lernst oder über ihre Verbreitung liest.

Wenn du mit geschlossenen Augen für eine Weile dem Fluss zuhörst, hast du eine andere Verbindung mit dem Fluss ,als wenn du das Wissen hättest wie lang er wäre oder wo er entspringt.

Wenn du in ein Lagerfeuer schaust, einen besonders schönen Sonnenuntergang beobachtest oder in einer sternklaren Nacht zur Milchstrasse aufschaust und Sternschnuppen beobachtest, diese Intuition, dieses Gefühl der Ehrfurcht vor der Natur und gleichzeitig der Verbundenheit mit dem Universum, darum geht es hier.

Oh great spirit, earth and sky and sea, you are inside and all around me”

Oh großer Geist, Erde, Himmel und Meer, du bist in mir und um mich herum”

Zusammen sind wir stark

Auf einem rainbow gathering geht es überall um Kooperation. Jeder trägt einen Teil bei und bringt sein Wissen und sein Können ein. Sehr gut ist das in der Küche zu sehen. Diese besteht aus einer Grundstruktur aus Pfosten, Seilen und Tarps, welche je nach Bedarf und Motivation erweitert wird. Gekocht wird über dem Feuer. Leute haben Feuerholz gesammelt, andere Töpfe mitgebracht, jemand hat einen Ofen gebaut und einen Tisch, andere haben Essen eingekauft und ein anderer fühlt sich berufen das heutige Abendessen zu kochen. Diese Person ist der focalizer, das bedeutet er oder leitet die Verantwortlichkeit, dass am Ende alles zusammen kommt und er oder sie behält den Überblick in der Küche. Der focalizer ist Ansprechpartner und freiwilliger Koordinator für ein zeitlich begrenztes Ereignis, zum Beispiel eine Mahlzeit oder eine Baumaßnahme. Dieses focalizing ist die einzige Art von leadership, von Führung, auf einem rainbow treffen.

die küche

beim brotbacken

Food Circle” schallt es aus der Küche. Es ist das Signal, dass jemand anfangen will zu kochen und jeder der helfen will, kann zur Küche kommen. Der focaliser schaut was an Vorräten da ist und was gekocht werden könnte. Alle Mahlzeiten sind vegan, ohne Tierprodukte, die Lebensmittel, wenn möglich, aus biologischem Anbau und von lokalen Farmen. Leute fangen an Gemüse zu schneiden, die großen Töpfe die jemand mitgebracht hat werden geputzt, andere kümmern sich ums Feuer, andere machen Musik. Vieles muss improvisiert werden, es gibt keinen Tisch bis jemand einen baut, die Kochutensilien sind oft sehr begrenzt und die Vorräte bieten manchmal nur eine kleine Auswahl. Doch durch das Zusammenwirken vieler Personen, die ihre Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen, erschaffen alle zusammen eine Mahlzeit. Je nach vorhandenen Vorräten, Können und Motivation der Küchenleute gibt es nur angebrannten Haferbrei (selten), oder aber ein Menü aus drei oder vier verschiedenen Gerichten(mehr regelmäßig). Pfannkuchen, Gemüsecurry, selbstgebackenes Brot, Bratkartoffel, die Liste möglicher Gerichte ist lang. Abgesehen von dem ab und zu angebranntem Essen oder noch hartem Reis, ist das Essen meistens köstlich und gesund. Als Frühstück ist Müsli beliebt, oft mit Nüssen, Chia Samen, Buchweizen und verschiedenen Samen und Körnern, dazu Fruchtsalat.  

Internationale Gerichte werden gekocht, jeden Tag schmeckt es anders gut, was auch an dem Hunger liegen mag, denn nicht immer gibt es genug Essen für eine zweite Portion oder es scheint Ewigkeiten zu dauern bis das Essen fertig ist. Es ist eine gute Idee seine eigenen zusätzlichen Vorräte mitzubringen, besonders Kaffee, Schokolade, Erdnussbutter und Popcorn.

Sobald der Ruf “food circle now” aus der Küche ertönt, und von vielen anderen Mündern wiederholt wird so dass jeder Bescheid weiß, ist es Zeit eine Schüssel zu suchen (bevorzugt seine eigene) und sich zum großen Feuer zu begeben, zum gemeinsamen Singen und Essen.

Das rainbow gathering ist ein Ort des Ausprobierens und Lernens. Jemand hat die Stangen und Planen für ein Tipi mitgebracht, doch niemand weiß so wirklich wie man es aufstellt. Also probieren wir einfach herum, diskutieren, ordnen die Stangen in verschiedenen Reihenfolgen an, und nach einigen Stunden steht das Tipi schließlich, wenn auch nicht perfekt. Im Laufe des Treffens wird es noch ein- oder zweimal von motivierten Leuten verändert oder neu aufgebaut. Dieses Tipi wird zu einem meiner Lieblingsorte und die Abende im Tipi werde ich nie vergessen.

Tipi – hier beim Abbau

Eine Nacht im Tipi

Meine Füße sind kalt und nass und ich probiere auf dem matschigen Untergrund nicht auszurutschen während ich mich durch die verregnete Dunkelheit bewege. Unterwegs zum Tipi. Sanftes Licht und Gemurmel von Stimmen ausstrahlend taucht es vor mir auf und ich schlüpfe durch den Eingang hinein. Wie jeden Abend ist es voll, mindestens 20 Menschen sitzen oder liegen um das kleine Feuer in der Mitte. Die Luft ist verqualmt, aber es ist trocken und warm. Jemand macht etwas Platz für mich und ich hocke mich hin. Einige der Gesichter kenne ich, einige sehe ich zum ersten mal. Im Schein des Feuers strahlen die Augen und die Schatten lassen die Gesichter mystisch erscheinen. Doch was mich am meisten fasziniert, ist die Musik. Trommelschläge fliegen durch die Luft, Didgeridoos lassen jede Zelle vibrieren, dazwischen metallene Klänge von mir unbekannten Instrumenten. Und dann ist da diese Stimme. Nie zuvor gehörte Laute fließen in mein Ohr und durch meinen Körper. Eine weibliche Stimme, im Schatten verborgen, singt Laute, keine Worte, und harmonisiert mit den anderen Instrumenten. Es ist intensiv. Es ist, als ob die Musiker auf einer unsichtbaren Ebene verbunden sind um diese Einheit und Harmonie hinzubekommen. Diese Klänge erfüllen das Tipi und nehmen jeden dort in seinem Bann. Jeder hört zu, ist Teil von dieser jam session, es geht nicht um Perfektion es geht um Vibration. Die Augen strahlen aus lächelnden Gesichtern, jeder fühlt die Verbindung und wird erfüllt von der Musik. Verschiedene Instrumente werden herumgereicht, Gitarren, Harmonikas, Kalimba, Maultrommel, Flöte. Jemand hat einen Topf gebracht und kocht Tee auf dem Feuer. Schokolade und Joints machen die Runde und werden brüder- und schwesterlich geteilt, es ist eine wohlige und gemütliche Atmosphäre.

Es ist schwer das Tipi zu verlassen. Besonders wenn man in einem cuddle puddle gefangen ist und man mit anderen irgendwie verknotet ist. Überwindet man einmal die Scheu vor so direktem Körperkontakt mit jemand unbekanntem, oder kennt die anderen schon besser, ist es eine beeindruckende Erfahrung und fühlt sich sehr gut an. Liebkost zu werden von verschiedenen Händen, jemand streichelt deinen Kopf, eine andere Hand massiert deinen Fuß und gleichzeitig gibst du mit deinen Händen diese Liebe zurück. Du wirst einfach akzeptiert und akzeptierst die anderen, es geht nicht um etwas sexuelles hier, es geht um bedingungslose Liebe zwischen Menschen, um Intimität und Geborgenheit. In einem cuddle puddle fühlst du dich mit den anderen verbunden und bekommst die Zärtlichkeiten und Fürsorge die für jeden Menschen so wichtig, so heilend sind. Verbunden im cuddle puddle, der Musik lauschend, und von der Energie im Tipi getragen, fühle ich mich als Teil vom Ganzen, verbunden mit den Brüdern und Schwestern hier und dem ganzen Universum.

Deep inside my heart I got this everlasting love, that shining like the sun that radiates on everyone. And the more that I give the more I got to give, it´s the way that I live it´s what I´m living for.

Tief in meinem Herzen, habe ich diese unvergängliche Liebe, dieses Leuchten wie die Sonne welches auf jeden strahlt. Und je mehr ich gebe umso mehr habe ich zum geben, das ist der Weg denn ich lebe, das ist wofür ich lebe.

Tipi am frühen morgen

Jeder ist ein Lehrer

Erwähnung finden sollte auch die Breite an Wissen die auf einem rainbow Treffen vorhanden ist und in workshops weitergegeben wird. Jeder kann ein Lehrer sein und einen Workshop im talking circle ankündigen, und einen Ort und Zeit bestimmen. Die Bandbreite ist gewaltig und kann von theoretischer Natur sein wie ein Anarchieworkshop, Frauenkreis, Männerkreis, Ladendiebstahl, Geschichten erzählen, Astrologie und Sternbilder workshop, und Zukunftsvisionen, oder ganz praktisch und kreativ Instrumentenbau, Schmuckfertigung und Kunsthandwerk, Bauen mit natürlichen Materialien,Lehmofenbau, Meditation,Yoga, Tai chi, Massage, Improvisations Tanz, Wildkräuter sammeln und Bhajan Singkreis.

Das kreative Potential ist enorm auf einem rainbow Treffen und zeigt seine schönsten Auswüchse in einem sogenannten Kabarett. Eine Bühne wird errichtet und jeder ist willkommen eine künstlerische Darstellung zu geben. Da ist dieser Bruder der ein Lied in 20 verschiedenen Sprachen singen kann, die Schwester die im Pandakostüm Rap zum besten gibt, die Zirkuskünstler, die mit Feuer jonglieren und Akrobatik vorführen, die Gruppe die ein Improvisationstheater macht, jemand der mit Witzen jeden zum lachen bringen kann. Ungeahnte Talente kommen hier zum Vorschein. Und dann ist da dieser Bruder der aufsteht und auf die Bühne geht, sich der Aufmerksamkeit aller aussetzt, und dann zugibt, dass er gar nichts zu bieten hat und nur seine Angst überwinden will vor vielen Leuten zu sprechen. Er fragt das Publikum was sie sehen wollen, jemand bringt ihm einen Stuhl, es beginnt eine improvisierte Interaktion mit allen anderen und am Ende bekommt er wohl den meisten Applaus.

Die Echtheit der Darbietungen, die Unperfektheit, die einfache Atmosphäre, machen es für mich zu einem kulturellem Ereignis der Sonderklasse.

Raus aus Babylon

Die Menschen auf einem rainbow Treffen sind so unterschiedlich und bunt wie die verschiedenen Farbtöne eines Regenbogens. Und trotz dieser Unterschiede gibt es doch Gemeinsamkeiten, die dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit verstärken. Oft taucht der Begriff Babylon auf. Damit ist das System gemeint, das Leben außerhalb des Rainbows, die normale Gesellschaft. Die Lebensweise und Lebensbedingungen in der wir alle aufgewachsen sind, und die von vielen als eine sich immer schneller entwickelnde, verkomplizierende Welt charakterisiert wird welche von korrupten Regierungen und mächtigen globalen Konzernen bestimmt wird. Diese Mächte scheinen nicht das Wohl aller oder gar des Planeten im Sinn zu haben, sondern nur ihr persönliches Wohlergehen und den Profit für die eigene Gruppe, sei es die Familie oder die Nation. Politiker und Medien die einen glauben lassen, für Frieden, Freiheit und Gleichheit zu handeln und in Wirklichkeit Kriege führen und die Ausbeutung anderer Menschen und der Erde vorantreiben.

Eine Welt, in der unser Handeln von Ängsten geprägt ist, in der wir einen Job und Geld benötigen um unser überleben zu sichern. Eine Welt, in der wir in Hochhäusern leben, abgetrennt von der Natur, und in der wir materielle Dinge benötigen um unser Ansehen in der Gesellschaft zu erhalten. In der wir unsere eigenen Nachbarn nicht kennen und Angst vor Fremden entwickeln und unser Lebensweg manchmal schon vorgegeben scheint. Eine Welt, wo wir uns entfremdet haben, und nicht mehr wissen was eigentlich richtig und wichtig ist im Leben.

Die meisten auf einem rainbow werden wohl zustimmen, dass die Welt, so wie sie heute ist, in eine falsche Richtung steuert und nicht gut ist für die Menschen. Angesichts der gelebten Utopie und der Erfahrungen auf einem rainbow gathering hört man viel schlechtes über babylon und es wird oft abgelehnt und dämonisiert. Im rainbow Umfeld ist es einfach zu vergessen, dass Fortschritt und technologische Entwicklung das Leben von Millionen von Menschen verbessert haben. Zu vergessen, dass es ohne babylon kein rainbow geben würde und wir alle, ob wir wollen oder nicht, Teil des Systems sind. Das Geld für den magik hat wurde in babylon verdient und die meisten gehen wohl nach einem rainbow treffen zurück ins normale Leben, in babylon. Das Leben in der rainbow bubble ist schön und einfach, doch gleichzeitig wissen viele, dass es kein Modell ist was sich so ohne weiteres auf die ganze Welt ausdehnen lassen könnte.

Doch es ist ein Experiment, eine Alternative, es gibt einem Hoffnung zu sehen, dass es überall Menschen gibt die ähnlich über die Welt denken und sich nicht mit deren aktuellen Zustand abfinden wollen. Die Veränderung wollen in ihrem Leben und nach Alternativen suchen. Die Werte wie Liebe, Frieden, Harmonie, und Gleichheit nicht nur auf ihre Fahnen schreiben sondern leben und auf die gesamte Menschheitsfamilie ausdehnen.

This is just a song about the rainbow people, this is just a song about freedom. Freedom!”

Dies ist nur ein Lied über die Regenbogenmenschen, dies ist nur ein Lied über Freiheit. Freiheit!”

Die Suche nach Bedeutung

Eine andere Gemeinsamkeit zwischen den rainbow people ist der Glaube, dass die Welt nicht so rational und erklärbar ist wie die westliche Wissenschaft uns glauben lassen will. Wohl jeder hier sucht nach einem tieferen Sinn des Lebens und ist offen für, oder praktiziert sogar, die verschiedensten spirituellen Traditionen. Tarot Karten, Hand lesen, Astrologie, Kristall Heilungen, Meditation, animistische Rituale – es gibt wohl keine esoterische Richtung welche nicht auf einem rainbow vertreten sein kann und die Akzeptanz für solche Dinge ist im allgemeinen sehr groß. Jeder kann sich aussuchen was ihm beliebt und woran er glauben möchte – es ist ein bunter Mix. Der Skepsis, die heutzutage wohl viele gebildeten Menschen gegenüber solchen esoterischen Dingen haben, kann hier entgegengekommen werden, nicht durch rationale Argumente sondern einfach durch innere Einsicht und fühlen. Wenn du auf dein Herz hörst und lernst deiner Intuition zu vertrauen, wirst du vielleicht feststellen, dass an diesen Traditionen, an diesem Wissen aus alten Texten und Ritualen unserer Vorfahren, mehr dran sein könnte als einfach nur die Hoffnung an einen tieferen Sinn, nur das Suchen nach verstehen oder das glauben an eine tiefere Bedeutung.

Ein rainbow gathering katalysiert den Prozess des Erwachens. Es hilft Menschen ihr Bewusstsein zu erweitern, hilft der persönlichen Entwicklung und spirituellem Wachstum.

Auf einem rainbow geht es ums Herz, ums fühlen, um das kennen lernen und erfahren deiner selbst, der anderen Menschen und der Welt, mit allen bekannten und unbekannten Sinnen. Und dazu braucht es keine Vorkenntnisse oder tiefen Glauben an esoterische Vollmondrituale. Die Magie entfaltet sich ganz von selbst.

Und falls nicht, dann nimmst du einfach an einer Kaktus-Heilungszeremonie teil. Psychoaktive Pflanzen werden von Menschen seit Jahrtausenden benutzt und der Verzehr des San Pedro Kaktus kann unter den richtigen Umständen in der Tat als Medizin betrachtet werden, welche die Tore der Wahrnehmung öffnet und dich heilt.

Everyday I love my life a little bit more, a little bit more, a little bit more.

Past is history, future a mystery, present reality, thats who we are.”

Jeden Tag liebe ich mein Leben ein wenig mehr, ein wenig mehr, ein wenig mehr.

Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ein Mysterium, Gegenwart Realität, das ist wer wir sind!”

san pedro kaktus, bereit zum verzehr

Die Verwandlung zum Regenbogenkrieger

Der friedliche Raum den die Natur bietet, das einfache Leben mit dem Rhytmus der Sonne und des Mondes, die Abwesenheit von Technologie in Form von Handys, Computern oder Fernsehen, die Abwesenheit von jeglichen Verpflichtungen gibt einem Zeit sich mit sich selbst auseinander zu setzten, sich selbst besser kennen zu lernen und besonders sich selbst zu fühlen. Wie ein Musikinstrument werden wir eingestimmt auf unsere Umgebung und die anderen Menschen, bis wir auf einer Wellenlänge sind, resonieren mit den anderen. Wir lernen, unser Herz zu öffnen und nicht aus Angst heraus zu handeln, sondern aus Liebe.

Die Anwesenheit von anderen Menschen welche offen und tolerant sind und einem auf gleicher Augenhöhe begegnen, welche voller Akzeptanz und ohne Wertung sind, schafft ideale Bedingungen für persönliches Wachstum und Verwandlung.

Und diese Verwandlung ist besonders gut auf meinem zweiten rainbow Treffen zu beobachten welches ich vom Anfang bis Ende besuchte. Viele der bis zu 200 Teilnehmer waren noch nie auf einem rainbow Treffen und müssen erst lernen wie alles funktioniert. Beim Singen passiert es öfters dass ein Teil der Gruppe schneller singt als der andere, der erste food circle passiert oft erst spät in den Tag hinein weil sich niemand verantwortlich fühlt zu kochen, Leute benutzen nicht die shit pits sondern, gehen einfach in die Büsche. Doch jeden Tag kommen die Individuen immer mehr als Gruppe zusammen. Menschen entfalten sich, fangen an aufzublühen, Verantwortung zu übernehmen und das Zusammengehörigkeitsgefühl steigt. Die Bindungen werden enger und eine Familie in der sich auch jeder als Familienmitglied fühlt entsteht. Jeder tut etwas für die Gemeinschaft und bekommt etwas zurück.

Und dieses Gefühl des dazu-Gehörens geht weit über das rainbow gathering hinaus. Menschen knüpfen tiefe Freundschaften und bleiben verbunden. Kontakte werden ausgetauscht und Zukunftspläne gemacht, viele Menschen werden sich wohl auf dem ein oder anderen zukünftigen rainbow gathering wiedersehen. Die rainbow family gibt es weltweit und gehörst du einmal dazu, findest du überall Freunde und Gleichgesinnte.

Auch ich bin Teil dieser Verwandlung. Vom schüchternen und selbst-zweifelnden Beobachter der ersten Tage werde ich zum selbstbewusstem und vertrauendem Macher. Ich erkenne, dass auch ich ein rainbow bin, ein wichtiger Teil der Gemeinschaft der etwas beizutragen hat. Hatte ich in den ersten Tagen noch einen Bogen um die Küche gemacht, finde ich mich später als focalizer wieder der Verantwortung übernimmt für über hundert Leute zu kochen. Ich bringe meine bescheidenen Brot-back Kenntnisse ein und mache unter einfachsten Bedingungen in einem selbstgebauten Lehmofen köstliches Brot, welches großen Anklang findet und andere Leute motiviert selber zu backen.

Im talking circle öffne ich mich und traue mich über meine Gefühle zu sprechen und ermutige andere Leute es genauso zu tun.

Ich erkenne mein kreatives Potential und baue zusammen mit anderen einen Tisch für die Küche, lerne Tarps zu spannen und ungewöhnliche Lösungen für Probleme zu finden. Ich entdecke meine Leidenschaft für Musik wieder und spiele Harmonika mit anderen Musikanten, probiere Trommeln und Didgeridoos aus und fühle das Verlangen mehr schöne Dinge mit meinen Händen zu erschaffen.

Ich erkenne die Kraft der Liebe, die Kraft des Mensch Seins, die Wichtigkeit anderen zuzuhören und sich mit ihnen zu verbinden. Die heilende Wirkung die eine simple Umarmung haben kann, die Freude die ein Lächeln bringen kann.

Ich erkenne, dass wir gemeinsam stärker sind als allein.

Ich erkenne, dass ich es bin der Veränderung schafft, in mir, in anderen und in der Welt. Ich blühe auf, ich strahle, ich werde zum Regenbogenkrieger, ohne Waffen aber mit Liebe.

Zu schnell ist dieses rainbow gathering vorbei, und ich finde mich in babylon wieder wo es schwieriger, aber umso wichtiger, ist das gelernte und erfahrene zu fühlen und anzuwenden, schwieriger ist, den Regenbogen strahlen zu lassen, aber das ist eine andere Geschichte.

21 Gedanken zu „Die Regenbogenkrieger – Wie ich in Neuseeland zum Hippie wurde

  1. So etwas wunderschönes…..!!!! Ich habe, bis eben, nicht gewusst, dass es solche Zusammenkünfte, der “Sternenstaubmenschen” (wie ich sie nenne), bereits gibt… Ich habe in meinen Tagträumen, oft eine Lebensgemeinschaft, in dieser Art, der Regenbogentreffen, vor Augen.. und strebe an, so zu Leben. Ich danke dir, für das Teilen, deiner Eindrücke!

  2. big hugs from india flo! your article brought me to that magical place we build in the bush, thank you for recording it and writing about it. beautiful memories, rainbow energy 🙂

  3. Thank you for your beautiful words and accurate depiction. Can now show this to folks I’m explaining rainbow to. Much love.

  4. WOW! I am speechless. Thanks Florian for sharing! This is absolutely beautiful and makes me really want to experience a full rainbow gathering. I wish I was in the right mindset at the time to experience what you did. Even though I had just a few days it made me rethink a lot in my life and the way you describe everything fits just so perfectly. I know when the time comes, I’ll be ready for my own magical experience and I can’t wait to see where it takes me!! Thanks for sharing, for your love and your honesty!
    much love, kiana

  5. Wow this is so amazing! Well don, love every word. You are very gifted! Hope all is well, it was wonderful to meet you at rainbow!

  6. A blast into what feels like the distant past, but something still so very close to my heart.. I often find myself singing to myself ‘earth my body, water my blood’ in the confines of my room and yearn for that strong sense of community again.. soon i have no doubt … so much love brother ♡ this is beautiful!

  7. Greetings beautiful ones who bless Aotearoa with your presence. I am Kevin the poet from Reilly Street carpark & the River Tribe. I met some of you in Takaka. Thanks so much for sharing your beautiful & profound journeys. I never got to the Rainbow Gathering because spirit called me to stay & walk the way of love (as best I can) in Takaka. I remain here writing poetry & staying in contact with the River Tribe. In the depth of winter people still live in the forrest. Again, thank you for this wonderful article. Go well with your brave & necessary journeys. Aroha Kevin Moran (poet)

  8. Dear brother, thank you for the waves of emotions I had while reading.
    The way you capture a moment with your words is magic.
    Have a beautiful safe journey, and I am sure we will meet again 🙂

  9. Brother, thank you so much for your words. They made me go back to that place and feelings. Shivers ran through my whole body and my eyes moistened re-living the nights in the tipi.
    Thank you for bringing me back there.
    Much love

  10. Dear friend… Sweet friend… I love you so… Thank you brother, for reminding me of such inspiration through images and words that capture the essence of a Rainbow Gathering. It was refreshing and incredible to live through both experiences and feel the accuracy of your post. 😌

  11. Thank you so much brother, for your words, for the emotions I feel now, for describing so well Rainbow, for reminding me our beautiful family, for your pictures and for the voices. I love you

  12. Hello sweet family !
    I am searching a girl with who i spend some time in the tipi. I was playing guitard and singing à lot under it. Remember ? I am a girl with Brown hair. When i left the rainbow i told you That you looks exactly the same of my french friend… like à sosie. And i would love to find you and show you the picture of my friend !! All i know from you is That you got “ginger” hair, that you was with your boyfriend and .. you was maybe spanish

    With hope, i love you all

  13. Hello sweet family !
    I am searching a girl with who i spend some time in the tipi. I was playing guitard and singing à lot under it. Remember ? I am a girl with Brown hair. When i left the rainbow i told you That you looks exactly the same of my french friend… like à sosie. And i would love to find you and show you the picture of my friend !! All i know from you is That you got “ginger” hair, that you was with your boyfriend and .. you was maybe spanish

    With hope, i love you all 🙂

  14. This really brought me back to some of the best days in my life in the company of beautiful people with great energy! much love & thank you for documenting the rainbow! now i have photos 🙂

  15. hello brother, lovely to read this article. i was wondering where i can find info on upcoming gatherings in NZ?
    hugs
    Lalaland

  16. Hey man! Really love your article. I will go in NZ soon and I would love to have some rainbow connection there ! Do you know how I can get a contact ?

  17. Wooooooooooooow amazing wonderfull magic so deep touching my heart thank you so much for those words nd pictures.. There is one of me the ginger possum 🙂 Dear brother made me really happy and emotional…the feeling of community love..aww!! It was deffinetly one of the most powerful gatherings in the north island new zealand!! shame i could just stay 3 days at the south island gathering. My visa ended so i had to leave. May all beings be happy; Loka Samastha Sukino Bavanthu <3 <3 <3

  18. Wow man this is so amazing to hear! <3 After luminate 2015 and 2017 i joined the rivertribe! So good that you are still there! Love connection all over the planet <3

  19. Hey ich reise demnächst nach Neuseeland und suche eine Rainbowstation. Ich liebe Rainbow Gatherings. Kannst Du mir Orte oder Personen epfehlen? Ich würde mich sehr freuen und Danke Dir sehr. Herzensgrüße Allexiss

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