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Kolumbien: Auf dem Trampolin des Todes

Veröffentlicht

April 2019

Kolumbien fängt so an wie Ecuador aufhört: Mit jeder Menge Bergen. Es geht auf und ab, immerhin auf guten Teerstraßen, mit Regen und Sonnenschein und guten Aussichten.

Wenn möglich, probiere ich auf Nebenstraßen auszuweichen, wo deutlich weniger Verkehr ist.

Mein Plan war eigentlich, über Pasto und Popayan direkt Richtung Cali zu radeln, dann weiter nach Medellin. Doch in Kolumbien muss man mit Plänen flexibel sein. Genau diese Hauptstraße ist nämlich seit Tagen blockiert. Tausende aufgebrachte Indigenas haben Barrikaden aufgebaut und wollen mit dem Präsidenten sprechen. Sie werfen der Regierung vor, Wahlversprechen nicht erfüllt zu haben und fühlen sich hintergangen. Keiner weiss wie lange la minga, die Blockade, dauern wird. Schon jetzt wird das Benzin knapp in der südlichen Region Kolumbiens und es bilden sich lange Warteschlangen vor den Tankstellen.

Alternativen gibt es nicht so viele. Warten bis die Straße wieder frei ist oder eine etwas andere Richtung einschlagen. Ich entscheide mich, nach Mocoa zu fahren, über eine bergige Straße die trampolin de la muerte gennant wird, das Trampolin des Todes. Von Pasto aus geht es direkt bergauf, erst noch auf geteerter Straße, später dann auf grobem Schotter. Die Straße wurde streckenweise in den Fels gehauen und führt in zahlreichen Serpentinen die Berghänge hinauf und hinab.

 

Anstrengend auf alle Fälle, doch gefährlich wohl eher für die Lastwagen welche die engen Kurven nehmen als ob es keinen Gegenverkehr geben könnte.An einigen Stellen ist die Leitplanke durchbrochen und vom Regenwald verschlungene Autowracks lassen sich tief in den Abgründen erahnen. Gut, dass ich meine Bremsen neu eingestellt habe, denn Mocoa liegt in der Putumayo-Provinz und damit im Tiefland. Am letzten Tag erwartet mich eine große Abfahrt: Auf nur 30 Kilometern geht es erst 1500 Höhenmeter bergauf und dann 3000 Höhenmeter bergab. Der Traum eines jeden Radfahrers!

 

Oft ist jedoch das Gefälle so hoch, dass ich dauerbremsen muss, was meine Felgen ganz schön heiß werden lässt. So heiß dass mitten bei der Abfahrt der Schlauch des Vorderreifens platzt. Zum Glück reagiere ich schnell und kann das Rad zum Stehen bringen ohne umzufallen. Ein Sturz bei dieser Geschwindigkeit und mit Autos direkt hinter mir hätte fatal enden können.

Hinab geht es ins Tiefland und mit jedem Kilometer wird es wärmer und schwüler. Die Vegetation  bedeckt dicht die Berghänge und Wasser fließt überall. Bunte Schmetterlinge flattern und leuchtende Blumen erfreuen das Auge. Wie lange war ich schon nicht mehr in den Tropen. Meine bisherige Zeit in Südamerika war eher von rauhen Wetter- und Landschaftsbedingungen geprägt und ich freue mich auf etwas anderes.

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