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Neuseeland: Die Geschichte vom Crows Nest

Wellington Juni 2016 – Januar 2017

Ein Zuhause für Reisende

Heimweh – jeder Reisende kennt es, wenn es auch nicht jeder Reisende zugibt. Für manche bedeutet Heimweh das vermissen des eigenen Zuhauses, der eigenen Familie, Mama und Papa und Geschwister. Der Wunsch an dem Ort zu sein wo man vor der Reise gelebt hat oder wo man sogar aufgewachsen ist.

Es gibt aber auch das Heimweh als das vermissen irgendeines Zuhauses, das Vermissen der Gefühle die mit einem Zuhause verbunden sind. Einen sicheren Ort zu haben der einem Schutz und Unterkunft bietet und genug Freiraum sein Leben zu gestalten.

Solch einen Ort, solch ein Zuhause, kann man sich auch selber erschaffen, wie die folgende Geschichte zeigen wird.

Ein Zuhause für Reisende, so hatte ich schon damals Crunchytown beschrieben, das Community Haus wo ich in Melbourne eine Weile gelebt hatte. Nicht nur mich hatte die Zeit und das Zusammenleben mit so vielen verschiedenen Menschen dort beeindruckt, sondern auch Andrea, welche ich bei meinem letzten Besuch dort getroffen hatte.

Andrea, wilde rote Locken, Powerfrau, zielorientiert, und ein schwer zu verbergendes spanisches Temperament, hatte zufällig am selben Abend wie ich einen Flug nach Neuseeland. Für mich sollte es nach Christchurch gehen und Andrea hatte einen Flug nach Wellington. Während wir auf unsere Flieger warteten erzählte mir Andrea von ihren Plänen, dort ein ähnliches Hausprojekt zu starten. Ich gab ihr den Rat sich mit Tim und Harry in Verbindung zu setzen. Auch die beiden waren ein Teil von Crunchytown gewesen und waren gerade in Wellington. Tim, der blonde, selbstbewusste, verschmitzte Typ der mit Worten talentiert ist. Ich erinnere mich, einmal in Crunchytown hatten wir einen nagelneuen Mixer im Müllcontainer gefunden, nur das Element mit der Klinge hatte gefehlt. Tim hat kurzerhand die Service Nummer angerufen und die Leute von der Hotline davon überzeugt eine neue Klinge zu senden, auch ganz ohne irgend einen Kaufbeleg. Zwei Tage später war das Ersatzteil im Briefkasten und die Küche hatte einen neuen Mixer.

Tim ist schlagfertig, kann Leute überzeugen und sich aus jeder unangenehmen Situation herausreden.

Harry, ebenfalls aus Großbritannien, ist eher der ruhige, ausgeglichene Kumpel Typ, immer ein Lächeln auf den Lippen. Sanfte Ruhe und Zuversicht ausstrahlend ist er genau jemand den du um dich haben willst, besonders wenn es hektisch wird.

Während ich für zwei Monate über die Südinsel radelte, hatte Andrea mit den beiden anderen Crunchys Kräfte vereint und den Plan eines gemeinsamen Hauses in Realität verwandelt. Zusammen hatten die drei die Hürden überwunden ein geeignetes Haus zu finden und einen Mietvertrag zu bekommen, kein allzu leichtes Unterfangen in Neuseeland. Für die Mietagenturen müssen strenge Voraussetzungen erfüllt werden; eine Referenz von ehemaligen Vermietern ist notwendig sowie eine Monatsmiete als Kaution. Es erfordert schon einiges an Mut und Vertrauen diese Verantwortung zu übernehmen, besonders mit dem Wissen, dass die Regeln im Mietvertrag zwangsweise missachtet werden würden.

Die erste Nacht im Haus, Andrea, Tim und Harry schliefen im komplett leeren Haus auf dem Boden, war wohl die einzige Nacht in der die Anzahl der Personen der erlaubten Anzahl im Mietvertrag entsprach. Doch drei Leute machen noch keine Community.

Nestbau

Das Haus liegt an einem Berghang und ist nur zu Fuß zu erreichen. Von der Straße unten am Meer gilt es erst Treppenstufen und dann einen extrem steilen Weg hinaufzulaufen. Es ist ruhig hier, man hört keine Autos und ist von Bäumen umgeben. Crows Nest, das Krähennest, wird als passender Name gefunden.

Das Konzept sieht vor, vier der fünf Räume als Schlafräume zu nutzen und zu vermieten. Der fünfte Raum ist Wohnzimmer und Raum für Couchsurfer und Gäste. Dann gibt es noch die große Küche, einen Flur und ein Badezimmer.

Mitbewohner finden ist einfach. Viele Reisende sind in der Stadt, suchen nach Arbeit und einer besseren und billigeren Unterkunft als ein Backpacker Hostel. Dort zahlt man mindestens 20 Dollar für ein Bett in einem Schlafsaal.

Das Haus ist komplett uneingerichtet und die ersten Tage ist die Möbeljagd in vollem Gange. Im Internet geben Leute kostenlos Möbel und Haushaltsgegenstände ab, oft älter aber manchmal auch neue Dinge in tadellosem Zustand. Als Schatzgrube stellt sich auch ein Secondhandshop  bei der Müllkippe heraus. Dort landet alles was Leute wegschmeißen, aber was eigentlich noch zu gebrauchen ist. Für ein paar Dollar lässt sich alles für einen kompletten Haushalt finden.Und aus alten Paletten und Holz lassen sich auch selber Möbel bauen.

Das Nest ist gemütlich eingerichtet, die ersten Krähen sind eingezogen und die Kosten für die Miete gedeckt. Doch wie schafft man es nun aus den kleinen Krähen eine lebendige Nestgemeinschaft zu bilden, wo sich jeder zu Hause fühlt?

Fliegen lernen

Andrea, Tim und Harry zeigen den neuen Krähen wie man fliegt. Sie kümmern sich um die Finanzen, das ganze organisatorische und die Couchsurfer. Um die 10 Leute sind bisher im Crows Nest gelandet, es ist noch überschaubar, doch umso mehr Menschen zusammen leben umso komplexer wird die Dynamik. Jede Person bringt seine ganz eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse mit und seine eigene Ausstrahlung. Und das alles zu einer Harmonie zu vereinen ist einfacher gesagt als getan.

Beim Zusammenleben geht es ständig um Kompromisse. Seine eigenen Vorstellungen mit denen der anderen Vergleichen und dann einen gemeinsamen Weg finden. Flexibel sein und das Gemeinsame im Blick haben. Spontan zu sein und zu improvisieren. Ständig wechselnde Leute und Gegebenheiten erfordern kontinuierlich Anpassung und so eine Hausgemeinschaft ist ständig in Bewegung, Veränderung, und Umformung. Es ist ein Experiment, es gibt keine festen Regeln wie etwas sein soll, sondern wir erschaffen es und schauen Tag für Tag was passiert.

Es gibt Zeiten da ist es eher ruhig mit nur 10 Leuten im Haus. Die Türen zu den Schlafräumen sind öfters geschlossen, Leute wollen ihre Privatsphäre, machen ihr eigenes Ding. Manche kaufen ihre eigenen Lebensmittel und kochen lieber was schnelles nur für sich. Es werden nur wenige Couchsurfer eingeladen, da niemand die Zeit oder Lust oder Energie hat, sich mit ihnen zu beschäftigen und ein guter Gastgeber zu sein.

Und dann sind da die Zeiten wo das Haus gerappelt voll ist. Fast 20 Menschen wohnen im Haus, ein paar mehr schlafen in ihren Autos auf der Straße. Die Idee von Privaträumen wurde aufgegeben, nur einen Schlafplatz hat jeder, manchmal schlafen 5 oder 6 Leute in einem Raum. Ein richtiges Bett gibt es im ganzen Haus nicht. Nur Matratzen auf Paletten oder dem Boden, und ein paar Sofas für die Couchsurfer.

Couchsurfing ist der Weg wie die meisten Menschen im Crows Nest landen. Couchsurfing ist ein social network, um weltweit neue Freundschaften zu knüpfen und einen Schlafplatz zu finden oder anzubieten. Es geht um Gastfreundschaft und interkulturellen Austausch, doch mittlerweile ist Couchsurfing so populär geworden und wird von vielen neuen Usern missverstanden oder sogar missbraucht. Viele wollen nur Geld für ein Hostel sparen und schicken hunderte von unpersönlichen Anfragen aus, in der Hoffnung jemand antwortet. Als Gastgeber in Wellington bekommt man manchmal 20 Anfragen pro Woche, und mehrere Leute im Haus sind als Gastgeber auf Couchsurfing eingetragen. Wer ins Crows Nest eingeladen wird hat also Glück gehabt.

Zu Gast im Crows Nest

Stell dir vor du bist ein Couchsurfer. In Wellington hast du eine Zusage für eine Nacht bekommen. Ein Mädchen namens Andrea hat dich eingeladen bei ihr zu schlafen. Du hast die Adresse nachgeschaut, nur zu Fuß erreichbar. Du bist die Treppen hoch gelaufen, dann den steilen Berg. Bist stehen geblieben weil du außer Atem warst. Weitergelaufen, mehr Treppen. Ist dies der richtige Weg? Dann tauchen zwei Häuser mitten auf dem Berg auf. Keine Hausnummer zu sehen. Es ist dunkel, die Straßenlaterne wirft mehr Schatten als Licht. Das muss es sein, grünes Haus auf der linken Seite. Keine Klingel zu sehen. Du klopfst an der Tür. Stimmen sind zu hören, doch keiner öffnet. Du klopfst, wartest. Die Tür geht auf. “Heeey du hast es den Berg hoch geschafft. Willkommen im Crows Nest. Komm rein!” Ein Typ umarmt dich und zieht dich ins Haus. War dein Gastgeber nicht ein Mädchen? Andrea? “Stell deine Sachen mal hier im Flur ab für jetzt, später kannst du in dem Raum hier schlafen.” Du erhaschst einen Blick in einen Raum der nicht so aussieht als ob da Platz zum schlafen wäre. Du folgst dem Typen zur Küche, die Schiebetür geht auf und du schaust in einen Raum voller Menschen. Auf den Sofa-lehnen sitzen sie, auf dem Boden, zwei teilen sich einen Stuhl. Um die 20 Menschen sitzen dort, alle mit einen Teller in der Hand und einem buntem Partyhütchen auf dem Kopf. Eh du dich versiehst hast auch du einen Hut auf dem Kopf und jemand reicht dir einen Teller zu essen. “Neu hier, ja?”

Es kann überwältigend sein für neue Gäste, gerade wenn es einer dieser vollen Partyabende ist. Doch es hat auch seine guten Seiten jemanden etwas aus der Bahn zu werfen oder ihn sogar unkomfortabel fühlen zu lassen. Denn dann gibt es Raum für Veränderung und Wachstum.

Für viele Leute ist diese Art zusammen zu leben etwas neues und bietet so viele Möglichkeiten. Menschen aus aller Welt, naja meistens dann doch aus den reicheren Ländern, kommen hier zusammen um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und vor allem um eine gute Zeit miteinander zu haben. Es sind alles Reisende, welche generell sehr offen für neue Erfahrungen und andere Menschen sind.

Für mich fühlt es sich gut an Menschen in mein Zuhause einzuladen und es zu ihrem zu machen. Nachdem ich in den Jahren zuvor meistens selber der Gast war, kann ich nun Gastgeber sein und anderen Reisenden nicht nur einen Schlafplatz bieten sondern auch eine oft unvergessliche Erfahrung. Viele Couchsurfer bleiben länger als geplant oder ziehen sogar ganz ein.

Die Kulinarische Krähe schmaust aus der Mülltonne

Die Vorräte in der Küche sind für alle da. Der Kühlschrank ist voll und auch die Vorratskammer bietet eine gute Auswahl an Lebensmitteln. Das meiste Essen kommt kostenlos aus den Supermarktabfällen. Es sind Dinge die nicht mehr verkauft werden können, oft aber noch gut sind oder nur geringe Mängel haben. Obst und Gemüse finden sich immer, sowie Brot, Milchprodukte, eigentlich alles was in einem Supermarkt verkauft wird kann in der Mülltonne enden. Reis und Nudeln werden kartonweise weggeworfen sobald eine Tüte gerissen ist, der Eierkarton landet in der Mülltonne sobald ein einzelnes Ei kaputt ist. Technisch gesehen ist es stehlen von Müll und per Gesetz verboten, doch eigentlich ist es retten und benutzen von Lebensmitteln die ansonsten auf der Müllkippe landen würden. Nicht nur wären die Lebensmittel verschwendet worden sondern auch all die Ressourcen die es gebraucht hat sie zu produzieren. Es ist ein kleiner Schritt diese Welt zu verändern in der geschätzte 30-40% der produzierten Nahrung nicht in einem hungrigen Mund landen sondern auf dem Müll.

Ergänzt wird dieses gerettete Essen mit einem wöchentlichem Einkauf auf dem Markt und alles was sonst noch benötigt wird kommt aus dem Supermarkt, bezahlt von Gemeinschaftsgeld. Und dann gibt es noch den Wellington Free Store, eine Charity Einrichtung wo es jeden Abend kostenlos Essen gibt. Bäckereien und Cafés spenden nach Ladenschluss ihre Überbleibsel, welche von Freiwilligen eingesammelt und dann im Free Store ausgegeben werden.

Es ist eigentlich immer genug Essen im Crows Nest da und wenn jemand kocht dann nicht nur für sich selbst. Abends gibt es dann meistens ein großes Essen für alle zusammen. Manchmal sind wir so viele Leute zum Abendessen dass alle vier Platten auf dem Gasherd mit Töpfen belegt sind und auch der Ofen benutzt wird. Dann ist es so voll in der Küche dass man sich nur schwer durch den Raum bewegen kann und es einfacher ist, Dinge vom Kühlschrank oder der Vorratskammer zum Herd durchzureichen. Es gibt nur einen richtig großen Topf und zu viel Essen kommt selten vor.

Für mich sind diese Abendessen immer ein wichtiger Moment. Oft sind alle Leute in der Küche und jeder bekommt etwas ab, egal ob er mitgeholfen hat, im Haus wohnt oder nur zu Gast ist. Jeder ist dankbar etwas zu essen zu bekommen und es ist ein befriedigendes Gefühl zu sehen dass es allen schmeckt und dass man so viele Leute sättigen kann, besonders wenn man im Kochen involviert war. An manchen Abenden ist das kochen sehr organisiert, Leute probieren Rezepte aus oder kaufen spezielle Zutaten, es kann aber auch mal chaotisch sein und neue Gerichte werden aus den vorhandenen Zutaten von mehreren Köchen gleichzeitig kreiert. Ich mag es einfach zu schauen was für Zutaten da sind und was man daraus machen könnte. So wird es nie langweilig und bei Mitbewohner aus verschiedenen Ländern gibt es oft kulinarische Köstlichkeiten oder neue Kreationen aus aller Welt. Französische Crêpes, Frühstücksschinken auf puertoricanische Art oder asiatische Bratnudeln, kein Gericht schmeckt gleich. Ich entdecke den Deutschen in mir und übe mich im Brotbacken, Sauerkraut machen und Bierbrauen.

Die Küche ist der größte Raum im Haus und hier spielt sich nicht nur das Essen ab sondern es ist auch der Ort wo gespielt wird.

Arbeitest du noch oder spielst du schon?

Was macht man eigentlich so den ganzen Tag wenn man nicht arbeitet?” (weil man reist und vom gesparten Geld lebt!) “Ist das nicht langweilig?”

Ist den ganzen Tag arbeiten nicht langweilig?”, könnte ich zurückfragen, “wann hast du denn Zeit zum spielen?”

Ich liebe es morgens aufzustehen und nichts vor zu haben. Denn dann kann alles passieren. In der Küche den ersten Kaffee machen, vor der Haustür in die Sonne blinzeln oder dem Regen trotzen und den Leuten zu schauen welche die Treppen zur Stadt runter laufen, wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit.

Nach und nach wacht das Haus auf, ich bin einer der ersten, abgesehen von denen die nicht früh raus müssen zum arbeiten. Leute kommen in die Küche, machen nen zweiten Kaffee. Dann fängt jemand an Frühstück zu machen, Musik läuft, schnell sind 10 Leute in der Küche und es ist vorbei mit der Morgenruhe.

Es geht immer irgendwas ab. Dieser will in die Stadt gehen, der andere zum Strand. Andere Leute wollen lieber was kochen oder im Haus abhängen. Es ist Winter und es regnet viel. Und windig ist es in Wellington sowieso immer. So richtig windig, dass man Probleme hat zu laufen. Da bietet es sich an einfach im warmen Nest zu bleiben. Es gibt immer etwas zu tun, es ist immer jemand da, und es passiert etwas. Keine Zeit für Langeweile.

Mein Freund Harry bringt etwas Struktur in meinen Tag und wir probieren jeden Morgen Yoga und Meditation zu machen. Das ist nicht nur gut für uns, sondern auch für andere die immer mal wieder mitmachen oder uns neue Yoga Übungen zeigen.

Auch wird viel Musik im Haus gemacht. Mal ist es der einsame Gitarrist der im Garten verträumte Liebeslieder singt, mal ist es ein spontanes karibisches Trommelkonzert in der Küche, es vergeht eigentlich kein Tag an dem nicht irgendjemand ein Instrument spielt. An unzähligen Jam Sessions mit zahlreichen Instrumenten durfte ich über die Monate teilhaben mich von der Musik verzaubern lassen.

Photo by Liz

Es gibt kreative Momente wo das Wohnzimmer in ein Artstudio verwandelt und gemalt und gebastelt wird. Es gibt Philosophische Diskussionsabende zu Themen wie “Herkunft, Zweck und Beschaffenheit der Liebe” oder “Was ist das Selbst”. Es werden Kartenspiele gespielt, (Vedak anyone?) Brettspiele, es wird zusammen am Feuer gesessen, gekocht, diskutiert, gelacht, manchmal auch geweint, es wird zusammen gelebt in Crows Nest und das meistens ziemlich harmonisch.

Es wird eng im Crows Nest

Doch natürlich gibt es auch Reibungspunkte mit so vielen Menschen auf begrenztem Raum. Es gibt nur ein Badezimmer und man muss schon im richtigen Moment aufstehen um sein Morgengeschäft ohne längere Wartezeiten erledigen zu können. Zum Pinkeln gibt es den Garten und für dringende Fälle gibt es die nächste öffentliche Toilette etwa fünf Krähenflugminuten weit weg. Falls du es doch ins Badezimmer schaffst kannst du sicher sein dass jemand ungeduldig an die Tür klopft oder reinkommt wenn du unter der Dusche bist um das Klo zu benutzen.

Viele Leute machen auch viel Dreck, besonders in der Küche. Dreckiges Geschirr ist ein konstanter Mitbewohner der sich schnell zu wackeligen Türmen stapelt und von manchen Leuten einfach ignoriert wird. Doch einer findet sich immer der bereit ist den Kampf aufzunehmen, meistens sogar abends, so dass am nächsten Morgen die Küche einigermaßen sauber ist.

Sonntag ist Putztag und das ganze Haus wird aufgeräumt und sauber gemacht, jeder der Zuhause ist wird zum mithelfen verdonnert und dafür manchmal sogar aufgeweckt. Doch der ein oder andere schleicht sich lieber durch die Hintertür heraus und taucht immer erst Sonntag Nachmittag wieder auf.

Es gibt immer Leute die sich mehr verantwortlich fühlen und mehr im Haus machen als andere und das kann schon mal zu Frustration führen.

Auch gibt es Streitigkeiten wie denn eigentlich Entscheidungen getroffen werden die alle betreffen.Wer ins Haus einziehen darf und wie bestimmte Sachen gehandhabt werden. Es ist gut dass es diese Differenzen gibt, dass es verschiedene Standpunkte gibt und wir gemeinsam versuchen diese Probleme zu lösen. Doch oft ist es schwierig alle Leute für ein Haustreffen zusammen zu bekommen, und dann auch noch ehrlich und offen miteinander zu kommunizieren. Es ist ein gigantischer Lernprozess für alle im Haus.

Und dann gibt es noch den Schein nach außen zu wahren, das Haus sei ein normales Haus. Es ist nicht immer einfach den Lautstärkepegel unten zu halten, um Beschwerden von den Nachbarn zu vermeiden und auch die Mietagentur muss im Glauben gehalten werden es wohnen nur drei Leute in dem Haus. In Neuseeland ist es üblich von Zeit zu Zeit dem Vermieter die Tür zu öffnen für eine Routineinspektion. Jemand von der Agentur kommt um den Zustand des Hauses zu überprüfen und Fotos zu machen. Bei so einer Gelegenheit müssen alle Rucksäcke versteckt werden, die Betten und der Zahnbürstenbecher aus dem Badezimmer müssen genauso verschwinden wie der Rattenkäfig und die Aschenbecher, und natürlich jede Krähe muss für ein paar Stunden ausfliegen.

Photo by Liz

Ich frage mich manchmal ist es richtig was wir machen? Bewusst gegen den Mietvertrag verstoßen und die Agentur täuschen?

Nun ja, es fühlt sich zumindest nicht falsch an. Warum sollten nur drei Leute in so einem großen Haus wohnen? Warum sollten wir keinen Kompost im Garten und keine Feuerstelle hinterm Haus haben? Warum sollten wir nicht mal laut sein und das Leben feiern? Und jeden einladen es auch zu tun.

Es geht um die Art wie man sein Leben lebt. Macht man es der Mehrheit nach? Oder ist man mutig genug neue Wege zu gehen, neue Sachen aus zu probieren, andere Fragen zu stellen?

Lust auf mehr

Die Umstände im Crows Nest ermöglichen es jedem, sich zu Hause zu fühlen, sich auch mal auszuruhen vom Reisen, an einem sicheren Ort mit wundervollen Menschen. Jeder lernt hier etwas, jeder kann hier wachsen und aufblühen und auf eine innere Reise gehen. Neue Freundschaften werden geschlossen, alte Freundschaften vertieft, Reisepartner und Liebespaare finden zusammen. Ganz egal wie lange Crows Nest ein Zuhause für jemanden war, welche Leute er gerade dort angetroffen hat und was für Erfahrungen jemand gemacht hat – es werden höchstwahrscheinlich positive und inspirierende gewesen sein.

Es müssen hunderte von Leuten sein welche dem Crows Nest im Laufe der Zeit einen Besuch abstatten und damit Teil dessen Geschichte sind.

Mittlerweile ist Crows Nest selber Geschichte und die Krähen sind in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die Erinnerung bleibt und damit auch das ab und zu wiederkehrende Heimweh nach einem Zuhause, welches jeder Reisende kennt.

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