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Ankunft in Laos

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 Den Fluss hinab

„Laos – das vergessene Land In Südostasien“, „Abseits der Touristen-Pfade“, „unberührt und unentdeckt“ – diese Sätze aus irgendwelchen Reiseführern habe ich im Kopf.

Am ersten Tag in Laos sieht es so gar nicht danach aus: Ich und Giom sitzen in einem Boot zusammen mit etwa 50 anderen Touristen und tuckern den Mekong hinab. Unsere Räder liegen auf dem Dach, welches die Passagiere vor Sonne und Regen schützt. Nachdem wir auf thailändischer Seite dem Fluss schon ein paar Tage gefolgt waren sind wir nun also mittendrauf und sehen links und rechts die Ufer vorbeiziehen. Zu dieser Jahreszeit führt der Mekong viel Wasser, trotzdem gibt es etliche Stellen wo große Felsen aus dem Wasser ragen und das sonst ruhig fließende Wasser große Strudel bildet und Felsen nahe unter der Wasseroberfläche erahnen lässt.

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Am Abend legt das Boot in Pakbeng an und alle steigen aus. Kinder stehen schon bereit und bieten an, die schweren Rucksäcke die Böschung hinaufzutragen in der Hoffnung sich ein Trinkgeld zu verdienen. Frauen mit Schildern in der Hand rufen „Brauchst du ein Zimmer?“, und „Internet kostenlos“ und versuchen sich Gäste für ihre leeren Zimmer zu sichern. Pakbeng lebt vom Tourismus. Jeden Abend legen hier die Boote an und laden die Backpacker samt Gepäck ab, nur um sie am nächsten Morgen wieder aufzunehmen und weiter nach Luang Prabang zu bringen.

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Die Gäste bleiben also immer nur für eine Nacht, brauchen ein Zimmer, Abendessen und Frühstück. Die Konkurrenz ist groß, nahezu jede Familie hat ihr Haus in ein Hotel, Restaurant, Shop oder gleich alles zusammen umgewandelt. Je näher die Lage am Wasser, desto besser die Erfolgschancen am unaufhörlichen Touristenstrom zu verdienen.

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Wir sind die einzigen die am nächsten Morgen nicht weiter mit dem Boot fahren sondern auf unsere Räder steigen. Und nach ein paar Kilometern fahren wir dann doch durchs unberührte, vergessene Laos aus den Reiseführern.

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In den Dörfern winken uns die Kinder zu, Ihre Rufe „Sabaidee, Sabaidee!“ begleiten uns überall. Menschen bleiben stehen und schauen uns nach, erstaunte Ausrufe und Fingerzeigen. Ich denke es ist eher der ungewohnte Anblick des Liegerades von Giom, denn die ersten Radfahrer sind wir hier vermutlich nicht.

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Die Straße ist schmal aber asphaltiert und in relativ gutem Zustand. Es geht hoch und runter, an den Berghängen bauen die Menschen Mais an, gewohnt wird in einfachen Hütten aus Bambus oder Holz welche auf Stelzen stehen.

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Abends steuern wir einen Tempel an zum Übernachten, Hotels gibt es hier keine. Eine Überraschung erwartet uns: Der Mönch der dem Tempel vorsteht spricht recht gutes Englisch da er aus Luang Prabang kommt und dort zur Schule gegangen ist. Er erlaubt uns im Tempel zu übernachten aber schickt uns erst mal mit den drei Novizen, den jüngeren Mönchen, zum nahen Fluss um den Staub und Schweiß abzuwaschen. Dort sind schon jede Menge anderer Kinder welche fröhlich im Wasser planschen und auch ein paar Männer und Frauen die hier ihr Bad nehmen.

Am nächsten Morgen ist das halbe Dorf im Tempel versammelt. Jeder hat etwas zu essen mitgebracht, die Menschen sitzen zusammen und Frühstücken. Der Mönch erklärt uns es ist ein wichtiger buddhistischer Feiertag und lädt uns zum Mitessen ein. Wir bekommen ein Bambuskörbchen mit khao niao, klebrigem Reis , hingestellt und werden aufgefordert zu essen. Der Reis wird mit der Hand zu einer kleinen Kugel geformt und dann in die verschiedenen, meist sehr scharfen, Gerichte getunkt. Wir essen uns satt und bekommen am Ende noch Bananen mit auf den Weg. Ein tolles Erlebnis für uns, aber auch für die Menschen dort die bestimmt noch nie zwei Farangs, so werden die weißen hier genannt, in ihrem Tempel zu Besuch hatten.

Die Berge hinauf

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Es geht weiter durch die Berge, die Straße wird immer schlechter bis es nur noch eine staubige Piste  voller Schlaglöcher ist. Der Regen und die schweren LKW scheinen dem Straßenbelag nicht so gut zu bekommen, denn ich hatte die Information die Straße sei komplett asphaltiert. Immerhin handelt es sich um die Nord-Süd-Hauptverbindung des Landes auch wenn der Zustand und der wenige Verkehr dies nicht im Geringsten erahnen lassen.

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Jeder vorbeifahrende LKW hüllt uns in eine Staubwolke, die Dörfer am Straßenrand sind einfarbig staubfarben und es ist anstrengend zu fahren.

Es dauert immer eine Weile bis wir etwas zu essen finden, und dann ist es meistens nur Nudelsuppe oder ein paar Bananen. An einem Strand an der Straße wird Stachelschweinfleisch verkauft. Auch geräucherte Flughunde gibt es und eine Art Eichhörnchen welche in Bündeln von einer Leine baumeln. Ein Foto darf ich nicht machen, natürlich ist es illegal diese Tiere zu jagen und dann zu verkaufen.
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Zurück in der Touristenwelt

Nach 4 Tagen erreichen wir Luang Prabang und sind zurück in der Touristenwelt.

Am Mekongufer ein Hotel neben dem nächsten. Die Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und zieht die meisten Touristen in Laos an. Zu besichtigen gibt es den Königspalast, mehrere bedeutende Tempelanlagen und schöne Wasserfälle und Höhlen in der näheren Umgebung.

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Der Vorteil an solchen Orten ist für uns ganz klar das Essen. Die Auswahl ist groß und auch wenn die Preise höher sind als im ländlichen Laos schadet ein wenig Abwechslung von Nudelsuppe und Reis nicht. Nach dem Essen auf dem foodmarket lässt es sich gemütlich am Mekong entlanglaufen oder über den eher touristischen nightmarket.

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Die eigentlichen Attraktionen sind jedoch in der Umgebung zu finden und nicht in der Stadt selber. Wir radeln mit ein paar anderen Jungs zum etwa 30 km entfernten Kuang Si Wasserfall. Für mich nur ein kleiner Ausflug so ganz ohne das schwere Gepäck doch für die anderen die das Radfahren und die Hitze nicht gewohnt sind eine deutlich größere Anstrengung. Froh sind wir als wir ankommen und beeindruckt von dem türkisblauen Wasser welches über mehrere Kaskaden und Wasserfälle mitten durch den Wald fließt. Wir schwimmen und vergessen die Zeit und müssen im Dunkeln zurückfahren.

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Nach ein paar Tagen in Luang Prabang geht es weiter nach Süden, diesmal ohne Giom, es war an der Zeit für mich alleine weiter zu reisen.